Kant: AA XIV, Physische Geographie. , Seite 550 |
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01 | so könnte der Strom auch geradelinig und ohne Schlängelung fließen. Da | ||||||
02 | aber diese Übereinstimmung bei der Unebenheit des Landes vornämlich | ||||||
03 | nach seiner Mitte hin schwerlich in beträchtlichen Strecken vermuthet | ||||||
04 | werden kann, so wird das flißende Wasser sich dahin lenken, wo der | ||||||
05 | größte Abhang des Ufers ist, indem nahe an demselben die größte Tiefe | ||||||
06 | des Thales seyn muß, und wird sich dagegen von den Hügeln abwenden, | ||||||
07 | die mindern Abhang haben, weil der niedrigste Punct e weiter von g als | ||||||
08 | von a absteht: d. i. es wird das flißende Wasser sich so schlängeln, daß es | ||||||
09 | am steilern Ufer Busen und auf der gegenüber stehenden Seite Landzungen | ||||||
10 | macht. Im Anfang der Uberströmungen in dem rohen Zustande | ||||||
11 | der sich bildenden Flutrinnen durfte die Ungleichheit der Höhen, die auf | ||||||
12 | dem Seitenlande abwechselten, nur klein seyn, denn die Wasserbewegung | ||||||
13 | musste die abhängendere Seite des Thales c nach und nach mehr auswaschen | ||||||
14 | und seinen Busen oder Einbucht tiefer erstrecken, dagegen die | ||||||
15 | flachere Seite bei d mehr entblößen und durch Ansetzung des Schlammes | ||||||
16 | auf seine Fläche eg den Abhang allmälig vermindern. | ||||||
17 | Wo die Flüsse eine schlängelnde Krümmung machen, ob sie gleich | ||||||
18 | durch ebenen flißen, die ihnen keine dergleichen gegen einander stehende | ||||||
19 | ungleiche Ufer entgegensetzen, da darf man sich nur in einiger Weite zu | ||||||
20 | ihren Seiten herumsehen, und man wird wahrnehmen, daß in der Ferne | ||||||
21 | die alten Ufer ihrer ehemaligen Uberströmung vorhanden sind, die einander | ||||||
22 | auf die vorhin angezeigte Art entsprachen, und daß das weite Thal | ||||||
23 | zwischen ihnen mit Flußschlamm angefüllt und so weit erhöht sey, als | ||||||
24 | nöthig ist, um den Strom in der Linie seines stärksten vormaligen Zuges | ||||||
25 | zu befassen, nachdem der Zufluß abgenommen und zur gegenwärtigen | ||||||
26 | Mitttelmäßigkeit gebracht ist. Dagegen wo die Ufer zu beiden Seiten steil | ||||||
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