Kant: AA X, Briefwechsel 1786 , Seite 442 |
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Text (Kant):
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01 | allem, was gut und nützlich ist; dagegen durch süße Hoffnungen unaufhörlich | ||||||
02 | geteuscht, und durch immer erneuerte und eben so oft fehlschlagende | ||||||
03 | Versuche in dem, was über unsere Kräfte ist, hingehalten | ||||||
04 | zu werden, Geringschätzung der Vernunft und hiemit Faulheit oder | ||||||
05 | Schwärmerey hervorbringt. | ||||||
06 | Ich empfehle mich Ihrem Wohlwollen und bin u.s.w. | ||||||
07 | Kant. | ||||||
08 | Königsberg den 7ten April 1786. | ||||||
267. | |||||||
10 | An Marcus Herz. | ||||||
11 | 7. April 1786. | ||||||
12 | Ihr schönes Werk, theurester Freund, womit sie mich wiederum | ||||||
13 | beschenckt haben habe ich Ihrer würdig gefunden, so weit ich es gelesen, | ||||||
14 | denn meine jetzige Zerstreuungen, um deren willen ich auch bitte die | ||||||
15 | Kürze dieses Briefes zu entschuldigen, haben mir zu gänzlicher Durchlesung | ||||||
16 | desselben noch nicht Zeit gelassen. | ||||||
17 | Die Jacobische Grille ist keine ernstliche, sondern nur eine affectirte | ||||||
18 | Genieschwärmerey, um sich einen Nahmen zu machen, und ist daher | ||||||
19 | kaum einer ernstlichen Wiederlegung werth. Vielleicht, daß ich etwas | ||||||
20 | in die Berl. M. S. einrücke, um dieses Gaukelwerk aufzudecken. | ||||||
21 | Reichard ist auch von der Genieseuche angesteckt und gesellet sich zu | ||||||
22 | den Auserwählten. Ihm ists einerley, auf welche Weise, wenn er nur | ||||||
23 | großes Aufsehen machen kan und zwar als Autor und hierinn hat | ||||||
24 | man ihm warlich zu viel eingeräumt. - Daß von dem vortreflichen | ||||||
25 | Moses keine brauchbare Schriften (Mscrpt) gefunden werden, bedaure | ||||||
26 | recht sehr; aber zu seinem herauszugebenden Briefwechsel kan ich nichts | ||||||
27 | beytragen, da seine Briefe an mich nichts eigentlich gelehrtes enthalten | ||||||
28 | und einige allgemeine dahin Bezug habende Ausdrücke keinen Stoff | ||||||
29 | zum gelehrten Nachlasse abgeben können - Auch bitte gar sehr meine | ||||||
30 | Briefe, die niemals in der Meynung geschrieben worden, daß das | ||||||
31 | Publicum sie lesen sollte, wenn sich deren unter seinen Papieren finden | ||||||
32 | sollten, gänzlich wegzulassen. | ||||||
33 | Mein Freund Heilsberg findet sich jetzt beynahe ganz genesen. | ||||||
34 | Ich habe ihm seine Versäumnis eines Berichts an Sie vorgehalten | ||||||
35 | und er versprach alsbald hierinn seine Schuldigkeit zu beobachten. | ||||||
36 | Das Sammlen eines Beytrages zu dem in Berlin zu errichtenden | ||||||
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