Kant: AA X, Briefwechsel 1785 , Seite 407 |
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Text (Kant):
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| 01 | wie ehedem. Ich muß meine Gedanken ununterbrochen zusammenhalten, | ||||||
| 02 | wenn ich den Faden, der das ganze System verknüpft, nicht verlieren | ||||||
| 03 | soll. Doch würde ich allenfalls den zweiten Theil von Herder's Ideen | ||||||
| 04 | zur Recension übernehmen. | ||||||
| 05 | Die Betrachtungen über das Fundament der Kräfte etc. | ||||||
| 06 | habe ich noch nicht recensirt gefunden. Der Verfasser derselben, ein | ||||||
| 07 | Herr Geheimer Rath von Elditten auf Wickerau in Preußen hat | ||||||
| 08 | mich gebeten, Sie um diese Gunst zu ersuchen, und wenn die Recension | ||||||
| 09 | einigermaßen gut für ihn ausfallen kann, so haben Sie Freiheit, auch | ||||||
| 10 | seinen Namen zu nennen. | ||||||
| 11 | Ich muß abbrechen, und empfehle mich Ihrer zu allem Guten | ||||||
| 12 | mitwirkenden Freundschaft und Gewogenheit als Ihr etc. | ||||||
| 244. | |||||||
| 14 | Von Christian Gottfried Schütz. | ||||||
| 15 | 20. Sept. 1785. | ||||||
| 16 | Verehrungswürdigster Lehrer! | ||||||
| 17 | Ich würde vergebens Ausdrücke suchen, wenn ich Ihnen die Freude | ||||||
| 18 | schildern sollte, mit der ich Ihre Grundlegung z. M. d. S. in die | ||||||
| 19 | Hände nahm, und das Interesse mit der ich sie gelesen, und die Befriedigung | ||||||
| 20 | mit der ich sie aus der Hand gelegt habe. Bis itzt haben | ||||||
| 21 | meine Zerstreuungen mich gehindert, Ihnen meinen herzlichen Dank | ||||||
| 22 | dafür abzustatten; Sie werden aber ungeachtet dieses von mir unverschuldeten | ||||||
| 23 | Aufschubs gewiß glauben, daß ich die Sprache des Herzens | ||||||
| 24 | rede, wenn ich bekenne, daß ich je weiter Sie auf Ihrer Laufbahn vorrücken, | ||||||
| 25 | desto mehr mich Ihnen verbunden fühle, und Sie als einen | ||||||
| 26 | meiner ersten Wohlthäter betrachte. | ||||||
| 27 | Zur Ausbreitung Ihrer vortrefflichen Grundsätze geschieht zwar | ||||||
| 28 | lange noch nicht genug, aber doch immer hie und da so viel, daß man | ||||||
| 29 | hoffen kann, sie werden immer häufiger studiret, und in Umlauf gebracht | ||||||
| 30 | werden. Alhier ist bisher dazu ein ziemlicher Anfang gemacht | ||||||
| 31 | worden; welches Iena denk ich deswegen schon nicht unrühmlich ist, | ||||||
| 32 | weil ehemals man sich hier nicht viel um Philosophie bekümmerte, die | ||||||
| 33 | nicht auf hiesigem Boden gewachsen war. Hr Hofr. Ulrich hat wie | ||||||
| 34 | Sie wissen schon auf die Critik der r. V. Rücksicht genommen. Noch | ||||||
| 35 | weiß ich zwar nicht wie, da ich sein Buch noch nicht habe lesen können. | ||||||
| 36 | Viele hiesige Studenten haben ihr Werk selbst gekauft. Ein junger | ||||||
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