Kant: AA X, Briefwechsel 1762 , Seite 039 |
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24. | |||||||
02 | Von Ludwig Ernst Borowski. | ||||||
03 | Frühjahr 1762. | ||||||
04 | Ich würde mir die Freiheit nehmen, Eur. HochEdlen heute auf | ||||||
05 | eine halbe Stunde nach 4 Uhr aufzuwarten. Ich wünschte nur zuvor, | ||||||
06 | daß Sie mich durch den Uberbringer dieses versichern ließen, ob Eur. | ||||||
07 | HochEdlen zu hause sein, und mein Besuch Ihnen überhaupt gelegen | ||||||
08 | sein mögte. Ist dieses: so wird es mir ein Vergnügen sein; Sie zu | ||||||
09 | sprechen, und besonders wegen eines Punctes, zu dem mich der Befehl | ||||||
10 | meiner gnädigen Principalin, auffordert, mit Ihnen zu reden. Unterdeßen | ||||||
11 | haben Sie die Gütigkeit, meinen Iunker um 4 Uhr weggehen | ||||||
12 | zu laßen. Der Inhalt meines Hauptgesprächs erfordert es, daß er | ||||||
13 | nicht dabei ist. Laßen Sie ihm nichts merken und haben Sie die | ||||||
14 | Gewogenheit für mich, selbst diesen Zettel zu cassiren; wenn Sie ihn | ||||||
15 | durchgelesen. Ich erwarte durch den Uberbringer dieses Ihre gütige | ||||||
16 | Antwort und Ihre Erklärung. Ich bin mit der grösten Hochachtung | ||||||
17 | Eur. HochEdl. | ||||||
18 | ergebenster Diener | ||||||
19 | Borowski. | ||||||
25. | |||||||
21 | Von Frau Maria Charlotta Iacobi geb. Schwinck. | ||||||
22 | 12. Iuni 1762. | ||||||
23 | Wehrter Freünd | ||||||
24 | Wunderen Sie sich nicht daß ich mich unterfange an Ihnen als | ||||||
25 | einen großen Philosophen zu schreiben? Ich glaubte sie gesteren in | ||||||
26 | meinen garten zu finden, da aber meine Freündin mit mir alle Alleen | ||||||
27 | durchgeschlichen, und wir unseren Freünd unter diesem Zirckel des | ||||||
28 | Himmels nicht fanden, so beschäfftigte ich mich mit Verfertigung eines | ||||||
29 | Degen Bandes, dieses ist ihnen gewidmet. Ich Mache ansprüche auf | ||||||
30 | Ihre gesälschafft Morgen Nachmittag, Ia Ia ich werde kommen, höre | ||||||
31 | ich sie sagen, nun gutt, wir erwarten sie, dan wird auch meine Uhr | ||||||
32 | aufgezogen werden, Verzeihen Sie mir diese erinnerung Meine Freündin | ||||||
33 | und Ich überschicken Ihnen einnen Kuß per. Simpatie die Lufft wird | ||||||
34 | doch woll im Kneiphoff dieselbe seyn, damit unser Kuß nicht die | ||||||
35 | Simpatetische Krafft verliret, Leben Sie Vergnügt und Wohl | ||||||
36 | Jacobin. | ||||||
37 | auß dem garten d. 12 Junij 1762. | ||||||
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