Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 383 |
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01 | Moussons regulär, nämlich von dem Ende des April= bis zum Ende des | ||||||
02 | Augustmonates weht der Südwestwind, und es erfolgt Regen, vom August | ||||||
03 | bis October häufige Typhons, vornehmlich um den Neu= und Vollmond | ||||||
04 | mit abwechselnden Südwest= und Nordostwinden. Vom November bis in | ||||||
05 | den April Nordostwind und trockenes Wetter. Die Fluth und Ebbe ist | ||||||
06 | hier von derjenigen in den übrigen Welttheilen unterschieden. Die erstere | ||||||
07 | dauert zwölf Stunden und die letztere gleichfalls. Von dem neuen Lichte | ||||||
08 | bis zum ersten Viertel, gleichfalls vom vollen Lichte bis zum letzten Viertel | ||||||
09 | sind hohe Fluthen. Die übrige Zeit hindurch sind sie niedrig. In der | ||||||
10 | Zeit der hohen Fluth fängt das Wasser mit dem aufgehenden Monde an | ||||||
11 | zu steigen und in den niedrigen Fluthen mit dem untergehenden. Wenn | ||||||
12 | die Regen zur rechten Zeit ausbleiben, so verkaufen die Leute aus Noth | ||||||
13 | ihre Kinder, Weiber oder sich gar selbst. Das Land ist sehr volkreich. Die | ||||||
14 | Einwohner sind gelb und wohlgeschaffen, haben glatte Gesichter, glauben, | ||||||
15 | daß es ein Vorrecht sei, weiße Zähne zu haben, und färben sich daher dieselben | ||||||
16 | im zwölften oder dreizehnten Jahre schwarz. Der Betelarek herrscht | ||||||
17 | bei ihnen sehr, so wie im übrigen Indien. Sie sind ehrlicher im Handel | ||||||
18 | als die Chineser, verkaufen auch Seidenzeuge und lackirte Sachen, indische | ||||||
19 | Vogelnester und Muskus usw. | ||||||
20 | Sie haben viel mit der Religion und den Satzungen der Chineser | ||||||
21 | gemein. | ||||||
22 | Cochin=China. |
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23 | In der Armee des Königs wird, so wie in der von Tunquin die | ||||||
24 | Probe mit den Soldaten, die sich am besten zur Leibwehr schicken, in der | ||||||
25 | Art gemacht, daß man die, welche am meisten und hurtigsten Reis fressen | ||||||
26 | können, dazu nimmt, denn diese hält man für die tapfersten. Die Nation | ||||||
27 | ist nüchtern und mäßig. Faule Fische ist ihr bestes Gericht. Sie sind | ||||||
28 | trotzig, untreu, diebisch, ungerecht und sehr eigennützig. Das Land ist | ||||||
29 | arm. Man bietet die Weiber den Schiffern für Geld an, und die Weiber | ||||||
30 | sind sehr begierig nach diesem Wechsel. | ||||||
31 | Siam |
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32 | und andere, diesem Reiche zum Theil zinsbare Länder. |
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33 | Die Halbinsel Malakka ist reich an Pfeffer. Die Hauptstadt Malakka | ||||||
34 | war ehedeß wegen der berühmten Straße von Malakka eine der | ||||||
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