Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 380 |
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01 | Kütlang oder ein zähes chinesisches Rohr, wovon man Ankertaue flicht, | ||||||
02 | welche nicht so leicht faulen als die, welche aus Hanf gemacht sind. Der | ||||||
03 | Firnißbaum, mit dessen Lack die Chineser alles, was in ihren Häusern | ||||||
04 | ist, überfirnissen. Die Wurzel Ginseng oder Mannswurzel, weil sie | ||||||
05 | sich in zwei Äste gleich den Lenden eines Mannes theilt. Der Kaiser schickt | ||||||
06 | jährlich zehn tausend Tatarn in die chinesische Tatarei aus, um diese Wurzel | ||||||
07 | für ihn einzusammeln. Das Übrige können sie verkaufen. Sie ist ungemein | ||||||
08 | theuer. Die Seidenwürmer arbeiten auf den Maulbeerbäumen | ||||||
09 | in den südlichen Provinzen ohne Pflege. Ihre Seidenzeuge sind vornehmlich | ||||||
10 | mit Figuren von eingewirkten Drachen geziert. Ihre Tusche oder chinesische | ||||||
11 | Tinte wird aus Lampenruß verfertigt, den sie durch Muskus wohlriechend | ||||||
12 | machen. Der Kaiser ackert alle Jahr einmal öffentlich. | ||||||
13 | Von den Wissenschaften, der Sprache und den Gesetzen. |
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14 | Ihre Astronomie ist zwar alt, und in Peking ist viele Jahrhunderte | ||||||
15 | vor Ankunft der Missionarien ein Observatorium gewesen. Allein ihr | ||||||
16 | Kalender war höchst falsch. Die Verkündigung der Finsternisse erstreckte | ||||||
17 | sich kaum auf den Tag, nicht aber bis auf Minuten wie bei uns. Sie ziehen | ||||||
18 | aber diese Verkündigung aus Tabellen, daher man damit nicht zusammenreimen | ||||||
19 | kann, wie es möglich ist, daß ihre Gelehrten glauben können, | ||||||
20 | der Mond oder die Sonne würden zur Zeit der Finsterniß von einem Drachen | ||||||
21 | gefressen, dem sie mit Trommeln seine Beute abzujagen suchen. Es | ||||||
22 | kann aber auch sein, daß dieses ein alter Aberglaube von den Zeiten der | ||||||
23 | Unwissenheit her ist, den die Chineser als hartnäckige Verehrer alter Gebräuche | ||||||
24 | noch beibehalten, ob sie gleich dessen Thorheit einsehen. Die Kenntnisse | ||||||
25 | der Mathematik und anderer Wissenschaften haben der Predigt des | ||||||
26 | Evangelii in China statt der Wunder gedient. Die chinesische Sprache hat | ||||||
27 | nur drei hundert und dreißig einsilbige Wörter, welche alle nicht flectirt | ||||||
28 | werden, aber die verschiedenen Töne, Aspirationen und Zusammensetzungen | ||||||
29 | machen drei und funfzig tausend Wörter aus. Die Zeichen ihrer | ||||||
30 | Schrift bedeuten nicht die Töne, sondern die Sachen selber, und zuweilen | ||||||
31 | umfassen sie auch mehrere Begriffe zusammen. Z. E. Guten Morgen, | ||||||
32 | mein Herr! wird durch ein Zeichen ausgedrückt. Die Bewohner von | ||||||
33 | Cochinchina und Tunquin verstehen wohl der Chineser Schrift, aber nicht | ||||||
34 | ihre Sprache. Ein Gelehrter muß zum wenigsten zwanzig tausend Charaktere | ||||||
35 | schreiben und kennen lernen. Sie curiren viele Krankheiten durch | ||||||
36 | die Cauterisation oder durch Brennen mit heißen kupfernen Platten. | ||||||
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