Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 379 |
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| 01 | und, wenn sie über Bord geworfen worden, wieder aufzufischen. | ||||||
| 02 | Man hat anstatt der Gabeln zwei Stäbchen von Ebenholz. Auch haben | ||||||
| 03 | die Chineser keine Löffel. Sie sitzen nicht wie andere orientalische Völker | ||||||
| 04 | auf der Erde, sondern auf Stühlen. Ein jeder hat sein eignes Tischchen | ||||||
| 05 | bei dem Gastmahle. Alles Getränke wird bei ihnen warm getrunken, sogar | ||||||
| 06 | der Wein, und das Essen genießen sie kalt. Bei Gastmählern schlägt | ||||||
| 07 | einer den Tact, und dann heben alle ihre Tassen zugleich auf und trinken | ||||||
| 08 | oder thun, als wenn sie tränken. Der Wirth giebt die Zeichen, wenn sie | ||||||
| 09 | anfangen, etwas zum Munde zu bringen, auch wenn sie absetzen sollen. | ||||||
| 10 | Alles geschieht wohl drei Stunden lang stillschweigend. Zwischen der Mahlzeit | ||||||
| 11 | und dem Nachtische spaziert man im Garten. Dann kommen Komödianten | ||||||
| 12 | und spielen alberne Possen. Sie tragen Wachteln in der Hand, | ||||||
| 13 | um sich an ihnen als Müffen zu erwärmen. Die Tatarn machen hier auch | ||||||
| 14 | Branntwein aus Pferdemilch und ziehen ihn über Schöpsenfleisch ab, wodurch | ||||||
| 15 | er einen starken, aber ekelhaften Geschmack bekommt. | ||||||
| 16 | Complimente. |
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| 17 | Niemand in China schimpft oder flucht. Alles, was er sagt, wenn er | ||||||
| 18 | sich meldet, wenn er den Besuch abstattet, was für Geberden und Reden | ||||||
| 19 | er führen soll, was der Wirth dabei sagt oder thut: das alles ist in | ||||||
| 20 | öffentlichen herausgegebenen Complimentirbüchern vorgeschrieben, und es | ||||||
| 21 | muß nicht ein Wort davon abgehen. Man weiß, wie man höflich etwas | ||||||
| 22 | abschlagen soll, und wenn es Zeit ist sich zu bequemen. Niemand muß sein | ||||||
| 23 | Haupt beim Grüßen entblößen, dieses wird für eine Unhöflichkeit gehalten. | ||||||
| 24 | Ackerbau, Früchte und Manufacturen. |
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| 25 | Die Hügel werden in Terrassen abgestutzt. Der Mist wird aus den | ||||||
| 26 | Städten auf den Canälen herbeigeführt und trockne Ländereien unter | ||||||
| 27 | Wasser gesetzt. Ein jeder, auch der kleinste Flecken Landes wird genutzt. | ||||||
| 28 | Von dem Talgbaum ist oben die Rede gewesen. Vom Wachsbaume berichtet | ||||||
| 29 | man, daß ein Insect wie eine Fliege nicht allein die Blätter, sondern | ||||||
| 30 | auch bis auf den Kern oder Stamm die Baumrinde durchsteche, | ||||||
| 31 | woraus das weiße Wachs wie Schnee tropfenweise hervorquille. Der | ||||||
| 32 | Theestrauch. Das Bambusrohr, von welchem sie fast alle Geräthe, auch | ||||||
| 33 | sogar Kähne machen. Aus der Rinde desselben wird das überfirnißte Papier | ||||||
| 34 | verfertigt, welches sehr dünn und glatt ist, aber von Würmern leicht | ||||||
| 35 | verzehrt wird. Daher ihre Bücher immer müssen abgeschrieben werden. | ||||||
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