Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 280

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Einige Ströme versiegen, ehe sie die See erreichen. Z. E. der Arm      
  02 des Rheins bei Katwijk unweit Leiden, der Hotomni in der chinesischen      
  03 Tatarei und viele in Persien und im Glücklichen Arabien.      
           
  04 Einige Ströme, die einen sehr weiten Lauf haben, z. E. der Amazonenfluß,      
  05 der Senegal, haben einige Meilen von der See Ebbe und      
  06 Fluth. Die Bewegungen einiger sind noch weit in der See zu spüren, in      
  07 die sie fließen. Z. B. der Amazonenfluß. Doch hat keiner seinen besonders      
  08 kenntlichen Strom in der See, wie von der Donau im Schwarzen      
  09 Meere, von der Rhone im Genfersee, vom Rhein im Bodensee vorgegeben      
  10 wird, obgleich die Ströme das Meerwasser weit von den Ufern des      
  11 Meeres süß machen, vornehmlich der Amazonenfluß und der vierzig      
  12 Meilen breite de la Plata. Endlich giebt es auch noch Ströme, die      
  13 durch Seen sich einen Weg bahnen.      
           
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§. 61.
     
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Von den Überschwemmungen der Flüsse.
     
           
  16 Einige treten zu einer gesetzten Zeit, vornehmlich nahe an ihren Ausflüssen,      
  17 über die Ufer und überschwemmen das Land rund umher, welches      
  18 niedriger liegt als der Schlauch der Flüsse. Die Ursachen sind der Regen      
  19 in den Gebirgen, daraus der Fluß entspringt, und der abthauende Schnee.      
           
  20 Unter allen solchen Flüssen ist der Nil der vornehmste. Er schwillt      
  21 mit dem Anfange des Sommermonates oder Juni und überschwemmt      
  22 ganz Ägypten, wobei doch die Einwohner durch Leitung des Wassers vermittelst      
  23 verschiedener Canäle und Erhöhung derselben auf den Äckern sehr      
  24 vieles beitragen. Ägypten ist zu der Zeit ein Meer, worin die Städte      
  25 und Dörfer Inseln sind. Im Anfange des Septembers tritt er wieder in      
  26 seine Ufer zurück.      
           
  27 Die Ursache dieser Überschwemmung ist der Regen, der alsdann in      
  28 den ägyptischen Gebirgen fällt. Zum Theil auch der Nordwind, der auf      
  29 die Mündung des Nils gerade zu bläst und sein Wasser zurücktreibt. Zur      
  30 Zeit der Überschwemmung hört die Pest, wenn sie gleich die übrige Zeit      
  31 des Jahres wüthet, auf. Wenn das Wasser nur zwölf Ellenbogen hoch      
  32 steigt, so ist eine Theurung zu befürchten, steigt es 16, so ist Überfluß,      
  33 18 oder 20 Fuß sind zu viel. Vor Alters soll der Nil das Land viel höher      
  34 überschwemmt haben als jetzt, weil nun durch den abgesetzten Schlamm      
  35 das Land schon erhöht worden. Da sich nun in den heißen Landstrichen      
           
     

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