Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 267 |
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01 | Wenn man in Catanea einen Brunnen gräbt, so kommt man durch | ||||||
02 | fünf oder sechs Schichten von Lava, die mit Erde bedeckt sind, wozu, wie | ||||||
03 | man glaubt, 16000 Jahre erfordert werden. | ||||||
04 | Moses giebt das Alter des menschlichen Geschlechts an, aber nicht | ||||||
05 | das Alter der Erde. Die Erde mag sich schon einige tausend Jahre früher | ||||||
06 | gebildet haben, durch jene Angaben des Moses darf man sich nämlich nicht | ||||||
07 | einschränken lassen, den physischen Gründen Raum zu geben. Bei Gott ist | ||||||
08 | eine Zeit wie der Tag zum Schaffen zu viel und zur Ausbildung der Erde | ||||||
09 | zu wenig. | ||||||
10 | In Peru giebt es viele Vulkane und mehrere Schichten von Lava, | ||||||
11 | die mit Erde bewachsen sind, worauf wieder neue Verwüstungen folgten. | ||||||
12 | Anmerkung 1. Über den Vesuv und Vulkane kann man außer Hamiltons | ||||||
13 | Berichten auch De Non, voyage pittoresque , oder den zu Gotha erschienenen | ||||||
14 | deutschen Auszug aus derselben nachlesen, so wie die mehrern bekannten Schriften | ||||||
15 | über Herculanum und die daselbst aufgefundenen Alterthümer. Über die vulkanischen | ||||||
16 | Gebirge am Rhein vergleiche außer mehreren andern G. Forsters Ansichten | ||||||
17 | vom Nieder=Rhein usw. | ||||||
18 | Anmerkung 2. Das höhere Alter der Erde, als es nach der Angabe des | ||||||
19 | Moses zu sein scheint, hat mehrere große Wahrscheinlichkeitsgründe für sich, so | ||||||
20 | wie das des Menschengeschlechtes sogar, wie dies aus den von den Franzosen | ||||||
21 | neuerdings aufgefundenen beiden Thierkreisen zu Dendara unleugbar zu erhellen | ||||||
22 | scheint. S. v. Zach, monatliche Correspondenz. Bd. 2. S. 493 u. f. Was | ||||||
23 | dagegen manche Naturforscher noch immer gerne im alten Stiele bleiben, ungeachtet | ||||||
24 | sie wohl einsehen könnten, daß wir auf einer höhern Stufe der Cultur stehen, als | ||||||
25 | es sich von dem Menschen, der alles durch sich werden muß, erklären läßt! | ||||||
26 | Anmerkung 3. Ich füge hier noch einige Bemerkungen bei, die in Beziehung | ||||||
27 | auf diesen §. stehen, namentlich aus den Voyages physiques et | ||||||
28 | lithologiques dans la Campanie etc. Par Scip. Breislak, trad. du | ||||||
29 | ms. italien par le General Pommereul. Paris 1801. 2 Tomes. | ||||||
30 | Stabiä ist nicht durch die Asche des Vesuvs verschüttet, sondern, selbst nach | ||||||
31 | des Plinius Bericht, durch Sulla zerstört. - Der Vesuv wirft keine eigentliche | ||||||
32 | Flamme aus, sondern was Plinius so nennt, sind im Grunde glühende Steine. | ||||||
33 | -Der vulkanische Tuff rührt nicht von einem schlammichten Ergusse, sondern von | ||||||
34 | Vulkanen her, die ehedeß auswarfen. - Appius legte seinen Heerweg aus dichten | ||||||
35 | Laven an, von denen sich ein mächtiges Lager von Sessa an bis Roche=Monfina | ||||||
36 | erstreckt. - An verschiedenen Stellen des Vesuvs findet man Tuffstücke vor mit | ||||||
37 | deutlichen Abdrücken der Zellenkoralline. Ein klarer Beweis, daß der Vesuv | ||||||
38 | unter dem Meere zu brennen angefangen habe. Man findet aber unter den ausgeworfenen | ||||||
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