Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 268 |
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01 | vulkanischen Stoffen auch solche, die, wenn sie im Dunkeln gerieben | ||||||
02 | werden, ein röthliches oder weißes Licht werfen. | ||||||
03 | §. 51. |
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04 | Wenn wir nach der Ursache fragen, woher die Erdbeben entstehen: | ||||||
05 | so sind einige Physiker der Meinung, sie könnten aus chemischen Gründen | ||||||
06 | hergeleitet werden. Sie meinen nämlich, der Schwefelkies, der durch die | ||||||
07 | Luft verwittert, und der Regen, der nachher auf ihn gefallen, seien die | ||||||
08 | wahre Ursache dieses Phänomens. Da aber der Schwefelkies nur in wenigen | ||||||
09 | Schichten angetroffen wird, das Erdbeben sich aber durch so weite Länder | ||||||
10 | nach entfernteren Örtern hinzieht: so dürften die Erdbeben mehr vielleicht | ||||||
11 | aus mechanischen Ursachen herzuleiten sein. | ||||||
12 | Das Krachen und Rasseln um und in Neapel gleicht dem Winde, | ||||||
13 | daher es vielleicht Dämpfe sein könnten, die sich durch alle unterirdische | ||||||
14 | Höhlen hindurchuiehen und einen Ausweg an der Oberfläche der Erde | ||||||
15 | suchen. Die Luft kann sehr zusammengedrückt werden und erhält dadurch | ||||||
16 | eine elektrische Beschaffenheit. Man hat sogar ausgerechnet, daß die Luft, | ||||||
17 | welche von einer andern Luftsäule, die den siebenten Theil des halben Erddiameters | ||||||
18 | beträgt, gedrückt würde, eine dem Golde gleiche Dichtigkeit erhalten | ||||||
19 | würde. Es würde aber die Schwierigkeit entstehen, ob die Atmosphäre | ||||||
20 | von den Dünsten unter der Erde nicht alsdann vergrößert würde? | ||||||
21 | Allein sie scheint einen eben so großen Abgang zu leiden, als sie Zuwachs | ||||||
22 | erhält, indem die Schwefeldämpfe eine sehr große Quantität von Luft | ||||||
23 | verschlucken. Es geht überdies sehr viele Luft auf die Transspiration der | ||||||
24 | Menschen, Thiere und Pflanzen, und man hat bemerkt, daß die Luft einen | ||||||
25 | sehr großen Antheil am Gewichte des Menschen habe. | ||||||
26 | Man findet auch die Luft, so wie das Wasser in der Art mit fremdartigen | ||||||
27 | Materien angefüllt, daß man nicht weiß, welches Gewicht der | ||||||
28 | Luft eigentlich zuzuschreiben sei. Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß alles, | ||||||
29 | was sich über unserm Haupte repräsentirt, vorher unter unsern Füßen | ||||||
30 | vorhanden gewesen ist. Wir finden sogar feuerspeiende Berge in der See, | ||||||
31 | nur daß dieselben, weil der Rauch sehr schwer durch das Wasser durchbrechen | ||||||
32 | kann, nicht so merklich sind. Auf diese Art sind vor nicht gar vielen | ||||||
33 | Jahren zwei von den antillischen Inseln entstanden, und es läßt sich hiervon | ||||||
34 | auf die Entstehungsart aller oder wenigstens sehr vieler Inseln schließen. | ||||||
35 | Da der Rauch, den man öfters über dem Meere wahrnimmt, nebst | ||||||
36 | den angeblich zuweilen oben schwimmenden Bimssteinen die Existenz | ||||||
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