Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 248

     
           
 

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  01 zu London daselbst einen jungen gebildeten Isländer kennen, dessen Verlangen      
  02 nach seinem armseligen Vaterlande in eben dem Verhältnisse sehnlicher      
  03 war, je rauschender die Vergnügungen und Zerstreuungen jener Hauptstadt des      
  04 britischen Reichs sind. So war der Wunsch in ihre Heimath zurückzukehren bei      
  05 allen denjenigen vorzüglich stark, die man als Außer=Europäer oder sogenannte      
  06 Wilde mitten in den sinnlichsten Genuß unsers Erdtheiles einführte. Selbst von      
  07 dem als Negerknabe geraubten, in Holland durch seine Gelehrsamkeit berühmt      
  08 gewordenen Capitän ist es sehr wahrscheinlich, daß die Sehnsucht nach seiner      
  09 Heimath ihn in Europa unsichtbar machte.      
           
  10 Das Bedürfniß treibt in unfruchtbarern Gegenden die Menschen näher aneinander,      
  11 und hört dieses Bedürfniß auch als Noth auf: so wirkt es, ist es einmal      
  12 herrschend geworden, doch mit Allgewalt und stärker als jede andere Neigung.      
  13 Welche weise Einrichtung der Natur! Ohne sie würden jene öden Gegenden      
  14 bald ganz verlassen und höchstens der Nothaufenthalt nach erlittenem Schiffbruche      
  15 sein.      
           
  16 Anmerkung 4. Der erste, der das Barometer zu Höhemessungen anwandte,      
  17 war Pascal in der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts. Mariotte      
  18 und Boyle stellten etliche und zwanzig Jahre darauf das unter dem Namen des      
  19 erstern bekannte Gesetz auf, daß die Dichte der Luft sich wie der Druck verhalte,      
  20 den sie trägt. Nach seinen Bemerkungen sollte das Barometer bei einer 63 Fu      
  21 größern Höhe um eine Linie fallen. Nach ihm stellten Halley und Scheuchuer      
  22 Versuche der Art an. Horrebow und de la Hire wollten beobachtet haben,      
  23 daß zu dem Falle des Quecksilbers von einer Linie eine Erhebung von beinahe      
  24 75 Fuß erforderlich sei. Weil die bisherige Regel so oft fehlerhaft befunden      
  25 wurde, glaubte Bouguer die specifische Federkraft der Luft in Anschlag bringen      
  26 zu müssen, der zu Folge verschiedene Luftarten bei gleicher Wärme und Dichtigkeit      
  27 dennoch einen verschiedenen Widerstand leisten. Bernoulli stellte den Satz      
  28 auf, die drückende Kraft verhalte sich, wie das Quadrat der Geschwindigkeit der      
  29 innern Bewegung der Lufttheilchen, mit dem Raume dividirt. Cassini nahm      
  30 an, die Dichte der Luft verhalte sich wie das Quadrat des Druckes. Die neuesten      
  31 Untersuchungen über diesen Gegenstand verdanken wir de Luc und Lichtenberg,      
  32 so wie prüfende Versuche in Bezug hierauf vorzüglich dem unermüdeten Saussüre.      
  33 Das Ausführlichere hierüber findet man bei Gehler a. a. O. Artic. Barometrische      
  34 Höhenmessungen. Daß die bisherigen Höhemessungen vermittelst      
  35 des Barometers so verschieden ausfielen, davon liegt die Ursache wohl darin, da      
  36 die Dichte der Luft an einem und demselben Orte und bei einerlei Wärme der      
  37 Barometerhöhe nicht proportional ist. Dem zufolge wird es erforderlich, die      
  38 vorhandene Dichte durch unmittelbare Abwägung, am besten vermittelst der      
  39 Gerstnerschen Luftwage, zu bestimmen.      
           
           
     

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