Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 195 |
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| 01 | durch eine Öffnung, die das foramen ovale heißt, eine Verbindung | ||||||
| 02 | mit einander. Sollte dieses erhalten werden können: so dürfte jenes | ||||||
| 03 | Unvermögen dadurch vielleicht zu heben sein. Daher können die Kinder | ||||||
| 04 | denn auch im Mutterleibe leben, ob sie sich daselbst gleich im Wasser | ||||||
| 05 | befinden. Einige haben diesen Versuch mit jungen Hunden vorgenommen, | ||||||
| 06 | die man sogleich, als sie geworfen waren, in warme Milch that, in der | ||||||
| 07 | sie auch wirklich eine geraume Zeit ausdauerten. | ||||||
| 08 | Anmerkung. Über die Taucher und Taucherglocke ist nachzulesen Gehlers: | ||||||
| 09 | Physikalisches Wörterbuch. Auch vergleiche Wünschens kosmologische | ||||||
| 10 | Unterhaltungen über den Menschen. Leipzig 1798. Th. 2. S. 140f. | ||||||
| 11 | §. 19. |
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| 12 | Was die Farbe des Meerwassers betrifft, so scheint dieselbe, von | ||||||
| 13 | fern und in Masse gesehen, ein bläulichtes Grün zu sein, im Glase dagegen | ||||||
| 14 | ist es ganz klar. Das süße Wasser hat eine stärkere grüne Farbe, | ||||||
| 15 | daher man z. B. auch das süße Haffwasser von dem Wasser der Ostsee bei | ||||||
| 16 | Pillau wie durch einen eignen Streif getrennt erblickt. Einige Meere, | ||||||
| 17 | wie z. E. das Rothe, Weiße, Schwarze Meer etc. haben nicht, wie einige | ||||||
| 18 | vorgeben, ihren Namen von der Farbe des in ihnen enthaltenen Wassers, | ||||||
| 19 | sondern wahrscheinlich von der Kleidung der umherlebenden Bewohner. | ||||||
| 20 | Das Rothe Meer nämlich, sagt man, führe diesen Namen von einem | ||||||
| 21 | rothen Sande oder den Corallenfunken und das Schwarze von dem | ||||||
| 22 | Schatten, den die an der Küste gelegenen hohen Berge bewirken. Und | ||||||
| 23 | selbst in diesem Falle lägen jene Benennungen nicht in der durch die darin | ||||||
| 24 | enthaltenen Stoffe, sondern durch äußere zufällige Umstände bestimmten | ||||||
| 25 | Farbe des Wassers. | ||||||
| 26 | Das Meerwasser ist durchsichtig, welches von dem Salze herkommt, | ||||||
| 27 | daher man da, wo es am salzigsten ist, 20 Faden tief den Boden und bei | ||||||
| 28 | den südlichen Inseln sogar die Schildkröten auf demselben wie auf einer | ||||||
| 29 | grünen Wiese einhergehend entdecken kann. | ||||||
| 30 | Die Durchsichtigkeit des Meerwassers entsteht folgendermaßen: Das | ||||||
| 31 | Licht dringt durch einen Mittelraum, in welchem die Partikelchen continuirlich | ||||||
| 32 | hinter einander liegen, fort, und wird nun durch einen leeren | ||||||
| 33 | Raum, wie Newton sagt, zurück getrieben, oder, um richtiger zu sprechen, | ||||||
| 34 | wenn das Licht nicht mehr von einem Körper angezogen wird, so geht es | ||||||
| 35 | zu der Materie wieder zurück, von welcher es ausgegangen war, und von | ||||||
| 36 | der es stärker als von dem leeren Raume, der gar keine Attractionskraft | ||||||
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