Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 115

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01

I Verstandesschlüsse.

     
           
  02
§. 44.
     
  03
Eigenthümliche Natur der Verstandesschlüsse.
     
           
  04 Der wesentliche Character aller unmittelbaren Schlüsse und das      
  05 Princip ihrer Möglichkeit besteht lediglich in einer Veränderung der bloßen      
  06 Form der Urtheile, während die Materie der Urtheile, das Subject      
  07 und Prädicat, unverändert dieselbe bleibt.      
           
  08 Anmerkung 1. Dadurch daß in den unmittelbaren Schlüssen nur die Form und      
  09 keineswegs die Materie der Urtheile verändert wird, unterscheiden sich diese      
  10 Schlüsse wesentlich von allen mittelbaren, in welchen die Urtheile auch der      
  11 Materie nach unterschieden sind, indem hier ein neuer Begriff als vermittelndes      
  12 Urtheil, oder als Mittelbegriff ( terminus medius ) hinzukommen muß, um      
  13 das eine Urtheil aus dem andern zu folgern. Wenn ich z. B. schließe: Alle      
  14 Menschen sind sterblich, also ist auch Cajus sterblich: so ist dies kein unmittelbarer      
  15 Schluß. Denn hier brauche ich zu der Folgerung noch das vermittelnde      
  16 Urtheil: Cajus ist ein Mensch; durch diesen neuen Begriff wird aber die Materie      
  17 der Urtheile verändert.      
           
  18 2. Es läßt sich zwar auch bei den Verstandesschlüssen ein judicium intermedium      
  19 machen, aber alsdann ist dieses vermittelnde Urtheil bloß tautologisch. Wie      
  20 z. B. in dem unmittelbaren Schlusse: Alle Menschen sind sterblich. Einige      
  21 Menschen sind Menschen. Also sind einige Menschen sterblich, der Mittelbegriff      
  22 ein tautologischer Satz ist.      
           
  23
§. 45.
     
  24
Modi der Verstandesschlüsse.
     
           
  25 Die Verstandesschlüsse gehen durch alle Klassen der logischen Functionen      
  26 des Urtheilens und sind folglich in ihren Hauptarten bestimmt      
  27 durch die Momente der Quantität, der Qualität, der Relation und der      
  28 Modalität. Hierauf beruht die folgende Eintheilung dieser Schlüsse.      
           
           
     

[ Seite 114 ] [ Seite 116 ] [ Inhaltsverzeichnis ]