Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 103

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Object gedacht wird, desto eher ist analytische Allgemeinheit zufolge eines Begriffs      
  02 möglich.      
           
  03 4. Wenn allgemeine Sätze, ohne sie in concreto zu kennen, in ihrer Allgemeinheit      
  04 nicht können eingesehen werden, so können sie nicht zur Richtschnur dienen und      
  05 also nicht heuristisch in der Anwendung gelten, sondern sind nur Aufgaben      
  06 zu Untersuchung der allgemeinen Gründe zu dem, was in besondern Fällen      
  07 zuerst bekannt worden. Der Satz zum Beispiel: Wer kein Interesse hat      
  08 zu lügen und die Wahrheit weiß, der spricht Wahrheit, - dieser      
  09 Satz ist in seiner Allgemeinheit nicht einzusehen, weil wir die Einschränkung      
  10 auf die Bedingung des Uninteressirten nur durch Erfahrung kennen, nämlich      
  11 daß Menschen aus Interesse lügen können, welches daher kommt, daß sie nicht      
  12 fest an der Moralität hängen. Eine Beobachtung, die uns die Schwäche der      
  13 menschlichen Natur kennen lehrt.      
           
  14 5. Von den besondern Urtheilen ist zu merken, daß, wenn sie durch die Vernunft      
  15 sollen können eingesehen werden und also eine rationale, nicht bloß intellectuale      
  16 (abstrahirte) Form haben: so muß das Subject ein weiterer Begriff      
  17 ( conceptus latior ) als das Prädicat sein. Es sei das Prädicat jederzeit = ○,      
  18 das Subject □, so ist      
    Kreis zentriert im Quadrat; Kreis gekennzeichnet durch b; Quadrat durch a      
  19 ein besonderes Urtheil, denn einiges unter a Gehörige ist b, einiges nicht b,      
  20 das folgt aus der Vernunft. Aber es sei      
    Quadrat oben rechts mit a gekennzeichnet; liegt fast zur Hälfte im Kreis b      
  21 so kann zum wenigsten alles a unter b enthalten sein, wenn es kleiner ist, aber      
  22 nicht wenn es größer ist, also ist es nur zufälliger Weise particular.      
           
  23
§. 22.
     
  24
Qualität der Urtheile: Bejahende, Verneinende, Unendliche.
     
           
  25 Der Qualität nach sind die Urtheile entweder bejahende oder      
  26 verneinende oder unendliche. Im bejahenden Urtheile wird das      
  27 Subject unter der Sphäre eines Prädicats gedacht, im verneinenden      
  28 wird es außer der Sphäre des letztern gesetzt, und im unendlichen wird      
           
     

[ Seite 102 ] [ Seite 104 ] [ Inhaltsverzeichnis ]