Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 102 |
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Text (Kant):
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01 | §. 20. |
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02 | Logische Formen der Urtheile: Quantität, Qualität, |
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03 | Relation und Modalität. |
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04 | Die Unterschiede der Urtheile in Rücksicht auf ihre Form lassen sich | ||||||
05 | auf die vier Hauptmomente der Quantität, Qualität, Relation und | ||||||
06 | Modalität zurückführen, in Ansehung deren eben so viele verschiedene | ||||||
07 | Arten von Urtheilen bestimmt sind. | ||||||
08 | §. 21. |
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09 | Quantität der Urtheile: Allgemeine, Besondre, Einzelne. |
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10 | Der Quantität nach sind die Urtheile entweder allgemeine oder | ||||||
11 | besondre oder einzelne, je nachdem das Subject im Urtheile entweder | ||||||
12 | ganz von der Notion des Prädicats ein= oder ausgeschlossen, oder davon | ||||||
13 | zum Theil nur ein= zum Theil ausgeschlossen ist. Im allgemeinen | ||||||
14 | Urtheile wird die Sphäre eines Begriffs ganz innerhalb der Sphäre eines | ||||||
15 | andern beschlossen; im particularen wird ein Theil des erstern unter die | ||||||
16 | Sphäre des andern, und im einzelnen Urtheile endlich wird ein Begriff, | ||||||
17 | der gar keine Sphäre hat, mithin bloß als Theil unter die Sphäre eines | ||||||
18 | andern beschlossen. | ||||||
19 | Anmerkung 1. Die einzelnen Urtheile sind der logischen Form nach im Gebrauche | ||||||
20 | den allgemeinen gleich zu schätzen, denn bei beiden gilt das Prädicat | ||||||
21 | vom Subject ohne Ausnahme. In dem einzelnen Satze: z. B. Cajus ist | ||||||
22 | sterblich, kann auch so wenig eine Ausnahme stattfinden als in dem allgemeinen: | ||||||
23 | Alle Menschen sind sterblich. Denn es giebt nur Einen Cajus. | ||||||
24 | 2. In Absicht auf die Allgemeinheit eines Erkenntnisses findet ein realer Unterschied | ||||||
25 | statt zwischen generalen und universalen Sätzen, der aber freilich | ||||||
26 | die Logik nichts angeht. Generale Sätze nämlich sind solche, die bloß etwas | ||||||
27 | von dem Allgemeinen gewisser Gegenstände und folglich nicht hinreichende Bedingungen | ||||||
28 | der Subsumtion enthalten, z. B. der Satz: man muß die Beweise | ||||||
29 | gründlich machen. Universale Sätze sind die, welche von einem Gegenstande | ||||||
30 | etwas allgemein behaupten. | ||||||
31 | 3. Allgemeine Regeln sind entweder analytisch oder synthetisch allgemein. | ||||||
32 | Jene abstrahiren von den Verschiedenheiten, diese attendiren auf die Unterschiede | ||||||
33 | und bestimmen folglich doch auch in Ansehung ihrer. Je einfacher ein | ||||||
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