Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 104

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 es in die Sphäre eines Begriffs, die außerhalb der Sphäre eines andern      
  02 liegt, gesetzt.      
           
  03 Anmerkung 1. Das unendliche Urtheil zeigt nicht bloß an, daß ein Subject      
  04 unter der Sphäre eines Prädicats nicht enthalten sei, sondern daß es außer      
  05 der Sphäre desselben in der unendlichen Sphäre irgendwo liege; folglich stellt      
  06 dieses Urtheil die Sphäre des Prädicats als beschränkt vor.      
  07 Alles Mögliche ist entweder A oder non A. Sage ich also: etwas ist non A,      
           
  08 z. B. die menschliche Seele ist nicht=sterblich, einige Menschen sind Nichtgelehrte      
  09 u. dgl. m., so ist dies ein unendliches Urtheil. Denn es wird durch      
  10 dasselbe über die unendliche Sphäre A hinaus nicht bestimmt, unter welchen Begriff      
  11 das Object gehöre, sondern lediglich, daß es in die Sphäre außer A gehöre,      
  12 welches eigentlich gar keine Sphäre ist, sondern nur die Angrenzung      
  13 einer Sphäre an das Unendliche oder die Begrenzung selbst. Obgleich      
  14 nun die Ausschließung eine Negation ist: so ist doch die Beschränkung      
  15 eines Begriffs eine positive Handlung. Daher sind Grenzen positive Begriffe      
  16 beschränkter Gegenstände.      
           
  17 2. Nach dem Principium der Ausschließung jedes Dritten ( exclusi tertii ) ist die      
  18 Sphäre eines Begriffs relativ auf eine andre entweder ausschließend oder einschließend.      
  19 Da nun die Logik bloß mit der Form des Urtheils, nicht mit den      
  20 Begriffen ihrem Inhalte nach, es zu thun hat: so ist die Unterscheidung der      
  21 unendlichen von den negativen Urtheilen nicht zu dieser Wissenschaft gehörig.      
           
  22 3. In verneinenden Urtheilen afficirt die Negation immer die Copula, in unendlichen      
  23 wird nicht die Copula, sondern das Prädicat durch die Negation afficirt,      
  24 welches sich im Lateinischen am besten ausdrücken läßt.      
           
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§. 23.
     
  26
Relation der Urtheile: Kategorische, Hypothetische,
     
  27
Disjunctive.
     
           
  28 Der Relation nach sind die Urtheile entweder kategorische oder      
  29 hypothetische oder disjunctive. Die gegebenen Vorstellungen im      
  30 Urtheile sind nämlich eine der andern zur Einheit des Bewußtseins untergeordnet,      
  31 entweder: als Prädicat dem Subjecte, oder: als Folge dem      
  32 Grunde, oder: als Glied der Eintheilung dem eingetheilten Begriffe.      
  33 Durch das erste Verhältniß sind die kategorischen, durch das      
  34 zweite die hypothetischen und durch das dritte die disjunctiven Urtheile      
  35 bestimmt.      
           
           
     

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