Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 016 |
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01 | Fassen wir nun alle wesentlichen Merkmale zusammen, die zu ausführlicher | ||||||
02 | Bestimmung des Begriffs der Logik gehören, so werden wir | ||||||
03 | also folgenden Begriff von ihr aufstellen müssen: | ||||||
04 | Die Logik ist eine Vernunftwissenschaft nicht der bloßen | ||||||
05 | Form, sondern der Materie nach; eine Wissenschaft a priori | ||||||
06 | von den nothwendigen Gesetzen des Denkens, aber nicht in | ||||||
07 | Ansehung besonderer Gegenstände, sondern aller Gegenstände | ||||||
08 | überhaupt; - also eine Wissenschaft des richtigen Verstandes | ||||||
09 | und Vernunftgebrauchs überhaupt, aber nicht subjectiv, d. h. | ||||||
10 | nicht nach empirischen (psychologischen) Principien, wie der | ||||||
11 | Verstand denkt, sondern objectiv, d. i. nach Principien a priori, | ||||||
12 | wie er denken soll. | ||||||
13 | II |
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14 | Haupteintheilungen der Logik. - Vortrag. - Nutzen dieser |
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15 | Wissenschaft. - Abriß einer Geschichte derselben. |
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16 | Die Logik wird eingetheilt | ||||||
17 | 1) in die Analytik und in die Dialektik. | ||||||
18 | Die Analytik entdeckt durch Zergliederung alle Handlungen der Vernunft, | ||||||
19 | die wir beim Denken überhaupt ausüben. Sie ist also eine Analytik | ||||||
20 | der Verstandes= und Vernunftform und heißt auch mit Recht die | ||||||
21 | Logik der Wahrheit, weil sie die nothwendigen Regeln aller (formalen) | ||||||
22 | Wahrheit enthält, ohne welche unser Erkenntniß, unangesehen der Objecte, | ||||||
23 | auch in sich selbst unwahr ist. Sie ist also auch weiter nichts als ein | ||||||
24 | Kanon zur Dijudication (der formalen Richtigkeit unsers Erkenntnisses). | ||||||
25 | Wollte man diese bloß theoretische und allgemeine Doctrin zu einer | ||||||
26 | praktischen Kunst, d. i. zu einem Organon brauchen: so würde sie Dialektik | ||||||
27 | werden. Eine Logik des Scheins ( ars sophistica, disputatoria ), | ||||||
28 | die aus einem bloßen Mißbrauche der Analytik entspringt, sofern nach | ||||||
29 | der bloßen logischen Form der Schein einer wahren Erkenntniß, deren | ||||||
30 | Merkmale doch von der Übereinstimmung mit den Objecten, also vom | ||||||
31 | Inhalte hergenommen sein müssen, erkünstelt wird. | ||||||
32 | In den vorigen Zeiten wurde die Dialektik mit großem Fleiße studirt. | ||||||
33 | Diese Kunst trug falsche Grundsätze unter dem Scheine der Wahrheit vor | ||||||
34 | und suchte diesen gemäß, Dinge dem Scheine nach zu behaupten. Bei | ||||||
35 | den Griechen waren die Dialektiker die Sachwalter und Redner, welche | ||||||
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