Kant: AA VIII, Über eine Entdeckung, nach ... , Seite 238

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 ist, um Bestimmungen (wie die des Unveränderlichen), die, auf das logische      
  02 Wesen (des Begriffs) bezogen, eine gewisse Bedeutung haben, nachher      
  03 vom Realwesen (der Natur des Objects) in ganz anderer Bedeutung zu      
  04 brauchen. Der Leser darf sich daher nicht durch dilatorische Antworten      
  05 (die am Ende doch auf den lieben Baumgarten auslaufen werden, der      
  06 auch Begriff für Sache nimmt) hinhalten lassen, sondern kann auf der      
  07 Stelle selbst urtheilen.      
           
  08 Man sieht aus der ganzen Verhandlung dieser Nummer: daß Herr      
  09 Eberhard von synthetischen Urtheilen a priori entweder schlechterdings      
  10 keinen Begriff habe, oder, welches wahrscheinlicher ist, ihn absichtlich so      
  11 zu verwirren suche, damit der Leser über das, was er mit Händen greifen      
  12 kann, zweifelhaft werde. Die zwei einzige metaphysische Beispiele, die er,      
  13 ob sie gleich, genau besehen, analytisch sind, doch gerne für synthetisch      
  14 möchte durchschlüpfen lassen, sind: alle nothwendige Wahrheiten sind ewig      
  15 (hier hätte er eben so gut das Wort unveränderlich brauchen können),      
  16 und: das nothwendige Wesen ist unveränderlich. Die Armuth an Beispielen,      
  17 indessen daß ihm die Kritik eine Menge derselben, die ächt synthetisch      
  18 sind, darbot, läßt sich gar wohl erklären. Es war ihm daran gelegen,      
  19 solche Prädicate für seine Urtheile zu haben, die er als Attribute      
  20 des Subjects aus dessen bloßem Begriffe beweisen konnte. Da dieses nun,      
  21 wenn das Prädicat synthetisch ist, gar nicht angeht, so mußte er sich ein      
  22 solches aussuchen, womit man schon in der Metaphysik gewöhnlich gespielt      
  23 hat, indem man es bald in blos logischer Beziehung auf den Begriff des      
  24 Subjects, bald in realer auf den Gegenstand betrachtete und doch darin      
  25 einerlei Bedeutung zu finden glaubte, nämlich den Begriff des Veränderlichen      
  26 und Unveränderlichen; welches Prädicat, wenn man die Existenz      
  27 des Subjects desselben in die Zeit setzt, allerdings ein Attribut derselben      
  28 und ein synthetisches Urtheil giebt, aber alsdann auch sinnliche Anschauung      
  29 und das Ding selber, obwohl nur als Phänomen, voraussetzt,      
  30 welches aber zur Bedingung synthetischer Urtheile anzunehmen ihm gar      
  31 nicht gelegen war. Anstatt nun das Prädicat unveränderlich als von      
  32 Dingen (in ihrer Existenz) geltend zu brauchen, bedient er sich desselben      
  33 bei Begriffen von Dingen, da alsdann freilich die Unveränderlichkeit ein      
  34 Attribut aller Prädicate ist, so fern sie nothwendig zu einem gewissen      
  35 Begriffe gehören; diesem Begriffe selbst mag nun irgend ein Gegenstand      
  36 correspondiren, oder er mag auch ein leerer Begriff sein. - Vorher hatte      
  37 er schon mit dem Satze des Grundes eben dasselbe Spiel getrieben. Man      
           
     

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