Kant: AA VIII, Über den Gebrauch ... , Seite 168 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
|
|
||||
| 01 | deren Existenz blos als Mittel einen Werth haben kann, darum zu verschiedenem | ||||||
| 02 | Gebrauche verschiedentlich schon in der Anlage (wie die verschiedenen | ||||||
| 03 | Hunderacen, die nach Buffon von dem gemeinschaftlichen | ||||||
| 04 | Stamme des Schäferhundes abzuleiten sind) ausgerüstet sein mußten; | ||||||
| 05 | dagegen die größere Einhelligkeit des Zwecks in der Menschengattung | ||||||
| 06 | so große Verschiedenheit anartender Naturformen nicht erheischte; die | ||||||
| 07 | nothwendig anartende also nur auf die Erhaltung der Species in | ||||||
| 08 | einigen wenigen von einander vorzüglich unterschiedenen Klimaten angelegt | ||||||
| 09 | sein durften. Jedoch da ich nur den Begriff der Racen habe vertheidigen | ||||||
| 10 | wollen, so habe ich nicht nöthig, mich wegen des Erklärungsgrundes | ||||||
| 11 | der Varietäten zu verbürgen. | ||||||
| 12 | Nach Aufhebung dieser Sprachuneinigkeit, die öfters an einem Zwiste | ||||||
| 13 | mehr Schuld ist, als die in Principien, hoffe ich nun weniger Hinderni | ||||||
| 14 | wider die Behauptung meiner Erklärungsart anzutreffen. Herr F. ist | ||||||
| 15 | darin mit mir einstimmig, daß er wenigstens eine erbliche Eigenthümlichkeit | ||||||
| 16 | unter den verschiedenen Menschengestalten, nämlich die der Neger | ||||||
| 17 | und der übrigen Menschen, groß genug findet, um sie nicht für bloßes | ||||||
| 18 | Naturspiel und Wirkung zufälliger Eindrücke zu halten, sondern dazu ursprünglich | ||||||
| 19 | dem Stamme einverleibte Anlagen und specifische Natureinrichtung | ||||||
| 20 | fordert. Diese Einhelligkeit unserer Begriffe ist schon wichtig | ||||||
| 21 | und macht auch in Ansehung der beiderseitigen Erklärungsprincipien Annäherung | ||||||
| 22 | möglich; anstatt daß die gemeine seichte Vorstellungsart alle | ||||||
| 23 | Unterschiede unserer Gattung auf gleichen Fuß, nämlich den des Zufalls, | ||||||
| 24 | zu nehmen und sie noch immer entstehen und vergehen zu lassen, wie | ||||||
| 25 | äußere Umstände es fügen, alle Untersuchungen dieser Art für überflüssig | ||||||
| 26 | und hiemit selbst die Beharrlichkeit der Species in derselben zweckmäßigen | ||||||
| 27 | Form für nichtig erklärt. Zwei Verschiedenheiten unserer Begriffe | ||||||
| 28 | bleiben nur noch, die aber nicht so weit aus einander sind, um eine | ||||||
| 29 | nie beizulegende Mißhelligkeit nothwendig zu machen: die erste ist, da | ||||||
| 30 | gedachte erbliche Eigenthümlichkeiten, nämlich die der Neger zum Unterschiede | ||||||
| 31 | von allen andern Menschen, die einzigen sind, welche für ursprünglich | ||||||
| 32 | eingepflanzt gehalten zu werden verdienen sollen; da ich hingegen noch | ||||||
| 33 | mehrere (die der Indier und Amerikaner, zu der der Weißen hinzugezählt) | ||||||
| 34 | zur vollständigen classifischen Eintheilung eben sowohl berechtigt | ||||||
| 35 | zu sein Urtheile: die zweite Abweichung, welche aber nicht sowohl die Beobachtung | ||||||
| 36 | (Naturbeschreibung) als die anzunehmende Theorie (Naturgeschichte) | ||||||
| 37 | betrifft, ist: daß Hr. F. zum Behuf der Erklärung dieser Charaktere | ||||||
| [ Seite 167 ] [ Seite 169 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
|||||||