Kant: AA VII, Anthropologie in pragmatischer ... , Seite 157

   
         
 

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  01 starke oder plötzliche Erleuchtung auf einige Augenblicke blind, der erste    
  02 durch kreischende Stimme taub, d. i. beide können vor der Heftigkeit    
  03 der Sinnesempfindung nicht zum Begriff vom Object kommen, sondern    
  04 ihre Aufmerksamkeit ist blos an die subjective Vorstellung, nämlich die    
  05 Veränderung des Organs, geheftet.    
         
  06

Von den Sinnen des Geschmacks und des Riechens.

   
         
  07 § 20. Die Sinne des Geschmacks und des Geruchs sind beide mehr    
  08 subjectiv als objectiv; der erstere in der Berührung des Organs der    
  09 Zunge, des Schlundes und der Gaumen durch den äußeren Gegenstand,    
  10 der zweite durch Einziehung der mit der Luft vermischten fremden    
  11 Ausdünstungen, wobei der Körper, der sie ausströmt, selbst vom Organ    
  12 entfernt sein kann. Beide sind einander nahe verwandt, und wem der    
  13 Geruch mangelt, der hat jederzeit nur einen stumpfen Geschmack. - Man    
  14 kann sagen, daß beide durch Salze (fixe und flüchtige), deren die eine    
  15 durch die Flüssigkeit im Munde, die andere durch die Luft aufgelöst sein    
  16 müssen, afficirt werden, welche in das Organ eindringen müssen, um    
  17 diesem ihre specifische Empfindung zukommen zu lassen.    
         
  18

Allgemeine Anmerkung über die äußern Sinne.

   
         
  19 § 21. Man kann die Empfindungen der äußern Sinne in die des    
  20 mechanischen und des chemischen Einflusses eintheilen. Zu den mechanisch    
  21 einfließenden gehören die drei obersten, zu denen von chemischem    
  22 Einfluß die zwei niedern Sinne. Jene sind Sinne der Wahrnehmung    
  23 (oberflächlich), diese des Genusses (innigste Einnehmung). - Daher    
  24 kommt es, daß der Ekel, ein Anreiz, sich des Genossenen durch den kürzesten    
  25 Weg des Speisecanals zu entledigen (sich zu erbrechen), als eine so starke    
  26 Vitalempfindung den Menschen beigegeben worden, weil jene innigliche    
  27 Einnehmung dem Thier gefährlich werden kann.    
         
  28 Weil es aber auch einen Geistesgenuß giebt, der in der Mittheilung    
  29 der Gedanken besteht, das Gemüth aber diesen, wenn er uns aufgedrungen    
  30 wird und doch als Geistes=Nahrung für uns nicht gedeihlich    
  31 ist, widerlich findet (wie z. B. die Wiederholung immer einerlei witzig oder    
  32 lustig sein sollender Einfälle uns selbst durch diese Einerleiheit ungedeihlich    
  33 werden kann), so wird der Instinct der Natur, seiner los zu werden,    
         
     

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