Kant: AA VII, Anthropologie in pragmatischer ... , Seite 153

   
         
 

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  01 werden. Sie für lauter Spielmarken, die gar keinen Werth haben,    
  02 auszugeben, mit dem sarkastischen Swift zu sagen: "Die Ehrlichkeit ist    
  03 ein Paar Schuhe, die im Kothe ausgetreten worden" u. s. w. oder mit    
  04 dem Prediger Hofstede in seinem Angriff auf Marmontels Belisar    
  05 selbst einen Sokrates zu verleumden, um ja zu verhindern, daß irgend jemand    
  06 an die Tugend glaube, ist ein an der Menschheit verübter Hochverrath.    
  07 Selbst der Schein des Guten an Anderen muß uns werth sein:    
  08 weil aus diesem Spiel mit Verstellungen, welche Achtung erwerben, ohne    
  09 sie vielleicht zu verdienen, endlich wohl Ernst werden kann. - Nur der    
  10 Schein des Guten in uns selbst muß ohne Verschonen weggewischt und    
  11 der Schleier, womit die Eigenliebe unsere moralischen Gebrechen verdeckt,    
  12 abgerissen werden: weil der Schein da betrügt, wo man durch das, was    
  13 ohne allen moralischen Gehalt ist, die Tilgung seiner Schuld, oder gar in    
  14 Wegwerfung desselben die Überredung nichts schuldig zu sein sich vorspiegelt,    
  15 z. B. wenn die Bereuung der Übelthaten am Ende des Lebens für    
  16 wirkliche Besserung, oder vorsetzliche Übertretung als menschliche Schwachheit    
  17 vorgemalt wird.    
         
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Von den fünf Sinnen.

[ entsprechender Abschnitt in den Reflexionen zur Antropologie (AA XV, 099) ]    
         
  19 § 15. Die Sinnlichkeit im Erkenntnißvermögen (das Vermögen    
  20 der Vorstellungen in der Anschauung) enthält zwei Stücke: den Sinn    
  21 und die Einbildungskraft. - Das erstere ist das Vermögen der Anschauung    
  22 in der Gegenwart des Gegenstandes, das zweite auch ohne die    
  23 Gegenwart desselben. - Die Sinne aber werden wiederum in den äußeren    
  24 und den inneren Sinn ( sensus internus ) eingetheilt; der erstere ist    
  25 der, wo der menschliche Körper durch körperliche Dinge, der zweite, wo er    
  26 durchs Gemüth afficirt wird; wobei zu merken ist, daß der letztere als    
  27 bloßes Wahrnehmungsvermögen (der empirischen Anschauung) vom Gefühl    
  28 der Lust und Unlust, d. i. der Empfänglichkeit des Subjects, durch    
  29 gewisse Vorstellungen zur Erhaltung oder Abwehrung des Zustandes dieser    
  30 Vorstellungen bestimmt zu werden, verschieden gedacht wird, den man den    
  31 inwendigen Sinn ( sensus interior ) nennen könnte. - Eine Vorstellung    
  32 durch den Sinn, deren man sich als einer solchen bewußt ist, heißt besonders    
  33 Sensation, wenn die Empfindung zugleich Aufmerksamkeit auf den    
  34 Zustand des Subjects erregt.    
         
  35 § 16. Man kann zuerst die Sinne der Körperempfindung in den der    
         
     

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