Kant: AA VI, Die Religion innerhalb der ... , Seite 044 |
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01 | Geiste von ursprünglich erhabnerer Bestimmung voranschickt: wodurch | ||||||
02 | also der erste Anfang alles Bösen überhaupt als für uns unbegreiflich | ||||||
03 | (denn woher bei jenem Geiste das Böse ?), der Mensch aber nur als durch | ||||||
04 | Verführung ins Böse gefallen, also nicht von Grund aus (selbst der | ||||||
05 | ersten Anlage zum Guten nach) verderbt, sondern als noch einer Besserung | ||||||
06 | fähig im Gegensatze mit einem verführenden Geiste, d. i. einem solchen | ||||||
07 | Wesen, dem die Versuchung des Fleisches nicht zur Milderung seiner | ||||||
08 | Schuld angerechnet werden kann, vorgestellt und so dem ersteren, der bei | ||||||
09 | einem verderbten Herzen doch immer noch einen guten Willen hat, Hoffnung | ||||||
10 | einer Wiederkehr zu dem Guten, von dem er abgewichen ist, übrig | ||||||
11 | gelassen wird. | ||||||
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15 | Was der Mensch im moralischen Sinne ist oder werden soll, gut oder | ||||||
16 | böse, dazu muß er sich selbst machen oder gemacht haben. Beides mu | ||||||
17 | eine Wirkung seiner freien Willkür sein; denn sonst könnte es ihm nicht | ||||||
18 | zugerechnet werden, folglich er weder moralisch gut noch böse sein. Wenn | ||||||
19 | es heißt: er ist gut geschaffen, so kann das nichts mehr bedeuten, als: er | ||||||
20 | ist zum Guten erschaffen, und die ursprüngliche Anlage im Menschen | ||||||
21 | ist gut; der Mensch ist es selber dadurch noch nicht, sondern nachdem er | ||||||
22 | die Triebfedern, die diese Anlage enthält, in seine Maxime aufnimmt oder | ||||||
23 | nicht (welches seiner freien Wahl gänzlich überlassen sein muß), macht er, | ||||||
24 | daß er gut oder böse wird. Gesetzt, zum Gut= oder Besserwerden sei noch | ||||||
25 | eine übernatürliche Mitwirkung nöthig, so mag diese nur in der Verminderung | ||||||
26 | der Hindernisse bestehen, oder auch positiver Beistand sein, der | ||||||
27 | Mensch muß sich doch vorher würdig machen, sie zu empfangen, und diese | ||||||
28 | Beihülfe annehmen (welches nichts Geringes ist), d. i. die positive Kraftvermehrung | ||||||
29 | in seine Maxime aufnehmen, wodurch es allein möglich wird, | ||||||
30 | daß ihm das Gute zugerechnet und er für einen guten Menschen erkannt | ||||||
31 | werde. | ||||||
32 | Wie es nun möglich sei, daß ein natürlicherweise böser Mensch sich | ||||||
33 | selbst zum guten Menschen mache, das übersteigt alle unsere Begriffe; | ||||||
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