Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 483 |
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Text (Kant):
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01 | durch die Kategorie der Causalität denke: so erkenne ich ihn dadurch | ||||||
02 | zugleich, d. i. ich bestimme den Begriff desselben als Objects überhaupt | ||||||
03 | durch das, was ihm als Gegenstande der Sinne für sich (als Bedingung | ||||||
04 | der Möglichkeit jener Relation) zukommt. Denn ist die bewegende Kraft, | ||||||
05 | die ich ihm beilege, eine abstoßende: so kommt ihm (wenn ich gleich noch | ||||||
06 | nicht einen andern, gegen den er sie ausübt, neben ihm setze) ein Ort im | ||||||
07 | Raume, ferner eine Ausdehnung, d. i. Raum in ihm selbst, überdem Erfüllung | ||||||
08 | desselben durch die abstoßenden Kräfte seiner Theile zu, endlich | ||||||
09 | auch das Gesetz dieser Erfüllung (daß der Grund der Abstoßung der letzteren | ||||||
10 | in derselben Proportion abnehmen müsse, als die Ausdehnung des | ||||||
11 | Körpers wächst, und der Raum, den er mit denselben Theilen durch diese | ||||||
12 | Kraft erfüllt, zunimmt). - Dagegen wenn ich mir ein übersinnliches Wesen | ||||||
13 | als den ersten Beweger, mithin durch die Kategorie der Causalität in | ||||||
14 | Ansehung derselben Weltbestimmung (der Bewegung der Materie) denke: | ||||||
15 | so muß ich es nicht in irgend einem Orte im Raume, eben so wenig als | ||||||
16 | ausgedehnt, ja ich darf es nicht einmal als in der Zeit und mit andern | ||||||
17 | zugleich existirend denken. Also habe ich gar keine Bestimmungen, welche | ||||||
18 | mir die Bedingung der Möglichkeit der Bewegung durch dieses Wesen als | ||||||
19 | Grund verständlich machen könnten. Folglich erkenne ich dasselbe durch | ||||||
20 | das Prädicat der Ursache (als ersten Beweger) für sich nicht im mindesten: | ||||||
21 | sondern ich habe nur die Vorstellung von einem Etwas, welches den Grund | ||||||
22 | der Bewegungen in der Welt enthält; und die Relation desselben zu diesen, | ||||||
23 | als deren Ursache, da sie mir sonst nichts zur Beschaffenheit des Dinges, | ||||||
24 | welches Ursache ist, Gehöriges an die Hand giebt, läßt den Begriff von | ||||||
25 | dieser ganz leer. Der Grund davon ist: weil ich mit Prädicaten, die nur | ||||||
26 | in der Sinnenwelt ihr Object finden, zwar zu dem Dasein von Etwas, | ||||||
27 | was den Grund der letzteren enthalten muß, aber nicht zu der Bestimmung | ||||||
28 | seines Begriffs als übersinnlichen Wesens, welcher alle jene Prädicate ausstößt, | ||||||
29 | fortschreiten kann. Durch die Kategorie der Causalität also, wenn | ||||||
30 | ich sie durch den Begriff eines ersten Bewegers bestimme, erkenne ich, | ||||||
31 | was Gott sei, nicht im mindesten; vielleicht aber wird es besser gelingen, | ||||||
32 | wenn ich aus der Weltordnung Anlaß nehme, seine Causalität, als die | ||||||
33 | eines obersten Verstandes nicht bloß zu denken, sondern ihn auch durch | ||||||
34 | diese Bestimmung des genannten Begriffs zu erkennen: weil da die | ||||||
35 | lästige Bedingung des Raumes und der Ausdehnung wegfällt. - Allerdings | ||||||
36 | nöthigt uns die große Zweckmäßigkeit in der Welt, eine oberste Ursache | ||||||
37 | zu derselben und deren Causalität als durch einen Verstand zu | ||||||
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