Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 397 |
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Text (Kant):
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01 | der Gegenstände der Erfahrung immanent sein mag), mithin ihm | ||||||
02 | für bestimmende Urtheile die objective Realität nicht verschafft werden | ||||||
03 | kann: so ist hieraus begreiflich, wie alle Systeme, die man für die dogmatische | ||||||
04 | Behandlung des Begriffs der Naturzwecke und der Natur, als | ||||||
05 | eines durch Endursachen zusammenhängenden Ganzen, nur immer entwerfen | ||||||
06 | mag, weder objectiv bejahend, noch objectiv verneinend irgend | ||||||
07 | etwas entscheiden können; weil, wenn Dinge unter einem Begriffe, der | ||||||
08 | bloß problematisch ist, subsumirt werden, die synthetischen Prädicate desselben | ||||||
09 | (z. B. hier: ob der Zweck der Natur, den wir uns zu der Erzeugung | ||||||
10 | der Dinge denken, absichtlich oder unabsichtlich sei) eben solche | ||||||
11 | (problematische) Urtheile, sie mögen nun bejahend oder verneinend | ||||||
12 | sein, vom Object abgeben müssen, indem man nicht weiß, ob man über | ||||||
13 | Etwas oder Nichts urtheilt. Der Begriff einer Causalität durch Zwecke | ||||||
14 | (der Kunst) hat allerdings objective Realität, der einer Causalität nach | ||||||
15 | dem Mechanism der Natur eben sowohl. Aber der Begriff einer Causalität | ||||||
16 | der Natur nach der Regel der Zwecke, noch mehr aber eines Wesens, dergleichen | ||||||
17 | uns gar nicht in der Erfahrung gegeben werden kann, nämlich | ||||||
18 | eines solchen als Urgrundes der Natur, kann zwar ohne Widerspruch gedacht | ||||||
19 | werden, aber zu dogmatischen Bestimmungen doch nicht taugen: | ||||||
20 | weil ihm, da er nicht aus der Erfahrung gezogen werden kann, auch zur | ||||||
21 | Möglichkeit derselben nicht erforderlich ist, seine objective Realität durch | ||||||
22 | nichts gesichert werden kann. Geschähe dieses aber auch, wie kann ich | ||||||
23 | Dinge, die für Producte göttlicher Kunst bestimmt angegeben werden, noch | ||||||
24 | unter Producte der Natur zählen, deren Unfähigkeit, dergleichen nach ihren | ||||||
25 | Gesetzen hervorzubringen, eben die Berufung auf eine von ihr unterschiedene | ||||||
26 | Ursache nothwendig machte? | ||||||
27 | § 75. |
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28 | Der Begriff einer objectiven Zweckmäßigkeit der Natur ist |
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29 | ein kritisches Princip der Vernunft für die reflectirende |
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30 | Urtheilskraft. |
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31 | Es ist doch etwas ganz anderes, ob ich sage: die Erzeugung gewisser | ||||||
32 | Dinge der Natur, oder auch der gesammten Natur ist nur durch eine | ||||||
33 | Ursache, die sich nach Absichten zum Handeln bestimmt, möglich; oder | ||||||
34 | ich kann nach der eigenthümlichen Beschaffenheit meiner | ||||||
35 | Erkenntnißvermögen über die Möglichkeit jener Dinge und ihre | ||||||
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