Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 351 |
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Text (Kant):
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| 01 | Product des Verstandes und der Wissenschaft, sondern des Genies betrachtet | ||||||
| 02 | werden muß und also durch ästhetische Ideen, welche von Vernunftideen | ||||||
| 03 | bestimmter Zwecke wesentlich unterschieden sind, ihre Regel bekomme. | ||||||
| 05 | So wie die Idealität der Gegenstände der Sinne als Erscheinungen | ||||||
| 06 | die einzige Art ist, die Möglichkeit zu erklären, daß ihre Formen a priori | ||||||
| 07 | bestimmt werden können: so ist auch der Idealism der Zweckmäßigkeit | ||||||
| 08 | in Beurtheilung des Schönen der Natur und der Kunst die einzige Voraussetzung, | ||||||
| 09 | unter der allein die Kritik die Möglichkeit eines Geschmacksurtheils, | ||||||
| 10 | welches a priori Gültigkeit für jedermann fordert (ohne doch die | ||||||
| 11 | Zweckmäßigkeit, die am Objecte vorgestellt wird, auf Begriffe zu gründen), | ||||||
| 12 | erklären kann. | ||||||
| 13 | § 59. |
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| 14 | Von der Schönheit als Symbol der Sittlichkeit. |
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| 15 | Die Realität unserer Begriffe darzuthun, werden immer Anschauungen | ||||||
| 16 | erfordert. Sind es empirische Begriffe, so heißen die letzteren Beispiele. | ||||||
| 17 | Sind jene reine Verstandesbegriffe, so werden die letzteren Schemate | ||||||
| 18 | genannt. Verlangt man gar, daß die objective Realität der | ||||||
| 19 | Vernunftbegriffe, d. i. der Ideen, und zwar zum Behuf des theoretischen | ||||||
| 20 | Erkenntnisses derselben dargethan werde, so begehrt man etwas Unmögliches, | ||||||
| 21 | weil ihnen schlechterdings keine Anschauung angemessen gegeben | ||||||
| 22 | werden kann. | ||||||
| 23 | Alle Hypotypose (Darstellung, subiectio sub adspectum ) als Versinnlichung | ||||||
| 24 | ist zwiefach: entweder schematisch, da einem Begriffe, den | ||||||
| 25 | der Verstand faßt, die correspondirende Anschauung a priori gegeben wird; | ||||||
| 26 | oder symbolisch, da einem Begriffe, den nur die Vernunft denken und | ||||||
| 27 | dem keine sinnliche Anschauung angemessen sein kann, eine solche untergelegt | ||||||
| 28 | wird, mit welcher das Verfahren der Urtheilskraft demjenigen, was | ||||||
| 29 | sie im Schematisiren beobachtet, bloß analogisch ist, d. i. mit ihm bloß | ||||||
| 30 | der Regel dieses Verfahrens, nicht der Anschauung selbst, mithin bloß der | ||||||
| 31 | Form der Reflexion, nicht dem Inhalte nach übereinkommt. | ||||||
| 32 | Es ist ein von den neuern Logikern zwar angenommener, aber sinnverkehrender, | ||||||
| 33 | unrechter Gebrauch des Worts symbolisch, wenn man es | ||||||
| 34 | der intuitiven Vorstellungsart entgegensetzt; denn die symbolische ist nur | ||||||
| 35 | eine Art der intuitiven. Die letztere (die intuitive) kann nämlich in die | ||||||
| 36 | schematische und in die symbolische Vorstellungsart eingetheilt werden. | ||||||
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