Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 298 |
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01 | werden würde, es würde auch ein Mittelglied der Kette der menschlichen | ||||||
02 | Vermögen a priori, von denen alle Gesetzgebung abhängen muß, als ein | ||||||
03 | solches dargestellt werden. So viel kann man von dem empirischen Interesse | ||||||
04 | an Gegenständen des Geschmacks und am Geschmack selbst wohl sagen, | ||||||
05 | daß es, da dieser der Neigung fröhnt, obgleich sie noch so verfeinert sein | ||||||
06 | mag, sich doch auch mit allen Neigungen und Leidenschaften, die in der | ||||||
07 | Gesellschaft ihre größte Mannigfaltigkeit und höchste Stufe erreichen, gern | ||||||
08 | zusammenschmelzen läßt, und das Interesse am Schönen, wenn es darauf | ||||||
09 | gegründet ist, einen nur sehr zweideutigen Übergang vom Angenehmen | ||||||
10 | zum Guten abgeben könne. Ob aber dieser nicht etwa doch durch den Geschmack, | ||||||
11 | wenn er in seiner Reinigkeit genommen wird, befördert werden | ||||||
12 | könne, haben wir zu untersuchen Ursache. | ||||||
13 | § 42. |
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14 | Vom intellectuellen Interesse am Schönen. |
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15 | Es geschah in gutmüthiger Absicht, daß diejenigen, welche alle Beschäftigungen | ||||||
16 | der Menschen, wozu diese die innere Naturanlage antreibt, | ||||||
17 | gerne auf den letzten Zweck der Menschheit, nämlich das Moralisch=Gute, | ||||||
18 | richten wollten, es für ein Zeichen eines guten moralischen Charakters | ||||||
19 | hielten, am Schönen überhaupt ein Interesse zu nehmen. Ihnen ist aber | ||||||
20 | nicht ohne Grund von andern widersprochen worden, die sich auf die Erfahrung | ||||||
21 | berufen, daß Virtuosen des Geschmacks, nicht allein öfter, sondern | ||||||
22 | wohl gar gewöhnlich eitel, eigensinnig und verderblichen Leidenschaften | ||||||
23 | ergeben, vielleicht noch weniger wie andere auf den Vorzug der Anhänglichkeit | ||||||
24 | an sittliche Grundsätze Anspruch machen könnten; und so | ||||||
25 | scheint es, daß das Gefühl für das Schöne nicht allein (wie es auch wirklich | ||||||
26 | ist) vom moralischen Gefühl specifisch unterschieden, sondern auch das | ||||||
27 | Interesse, welches man damit verbinden kann, mit dem moralischen | ||||||
28 | schwer, keinesweges aber durch innere Affinität vereinbar sei. | ||||||
29 | Ich räume nun zwar gerne ein, daß das Interesse am Schönen der | ||||||
30 | Kunst (wozu ich auch den künstlichen Gebrauch der Naturschönheiten zum | ||||||
31 | Putze, mithin zur Eitelkeit rechne) gar keinen Beweis einer dem Moralisch | ||||||
32 | Guten anhänglichen, oder auch nur dazu geneigten Denkungsart abgebe. | ||||||
33 | Dagegen aber behaupte ich, daß ein unmittelbares Interesse an der | ||||||
34 | Schönheit der Natur zu nehmen (nicht bloß Geschmack haben, um sie zu | ||||||
35 | beurtheilen) jederzeit ein Kennzeichen einer guten Seele sei; und daß, | ||||||
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