Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 267 |
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Text (Kant):
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| 01 | das Sinnliche in der Vorstellung der Natur für einen möglichen übersinnlichen | ||||||
| 02 | Gebrauch desselben als tauglich beurtheilt wird. - Das Schlechthin | ||||||
| 03 | Gute,subjectiv nach dem Gefühle, welches es einflößt, beurtheilt, | ||||||
| 04 | (das Object des moralischen Gefühls) als die Bestimmbarkeit der Kräfte | ||||||
| 05 | des Subjects durch die Vorstellung eines schlechthin=nöthigenden | ||||||
| 06 | Gesetzes, unterscheidet sich vornehmlich durch die Modalität einer auf | ||||||
| 07 | Begriffen a priori beruhenden Nothwendigkeit, die nicht bloß Anspruch, | ||||||
| 08 | sondern auch Gebot des Beifalls für jedermann in sich enthält, und gehört | ||||||
| 09 | an sich zwar nicht für die ästhetische, sondern die reine intellectuelle | ||||||
| 10 | Urtheilskraft; wird auch nicht in einem bloß reflectirenden, sondern bestimmenden | ||||||
| 11 | Urtheile, nicht der Natur, sondern der Freiheit beigelegt. | ||||||
| 12 | Aber die Bestimmbarkeit des Subjects durch diese Idee und zwar | ||||||
| 13 | eines Subjects, welches in sich an der Sinnlichkeit Hindernisse, zugleich | ||||||
| 14 | aber Überlegenheit über dieselbe durch die Überwindung derselben als | ||||||
| 15 | Modification seines Zustandes empfinden kann, d. i. das moralische | ||||||
| 16 | Gefühl, ist doch mit der ästhetischen Urtheilskraft und deren formalen | ||||||
| 17 | Bedingungen sofern verwandt, daß es dazu dienen kann, die Gesetzmäßigkeit | ||||||
| 18 | der Handlung aus Pflicht zugleich als ästhetisch, d. i. als erhaben, | ||||||
| 19 | oder auch als schön vorstellig zu machen, ohne an seiner Reinigkeit | ||||||
| 20 | einzubüßen: welches nicht Statt findet, wenn man es mit dem Gefühl des | ||||||
| 21 | Angenehmen in natürliche Verbindung setzen wollte. | ||||||
| 22 | Wenn man das Resultat aus der bisherigen Exposition beiderlei | ||||||
| 23 | Arten ästhetischer Urtheile zieht, so würden sich daraus folgende kurze Erklärungen | ||||||
| 24 | ergeben: | ||||||
| 25 | Schön ist das, was in der bloßen Beurtheilung (also nicht vermittelst | ||||||
| 26 | der Empfindung des Sinnes nach einem Begriffe des Verstandes) gefällt. | ||||||
| 27 | Hieraus folgt von selbst, daß es ohne alles Interesse gefallen müsse. | ||||||
| 28 | Erhaben ist das, was durch seinen Widerstand gegen das Interesse | ||||||
| 29 | der Sinne unmittelbar gefällt. | ||||||
| 30 | Beide als Erklärungen ästhetischer allgemeingültiger Beurtheilung | ||||||
| 31 | beziehen sich auf subjective Gründe, nämlich einerseits der Sinnlichkeit, | ||||||
| 32 | so wie sie zu Gunsten des contemplativen Verstandes, andererseits wie sie | ||||||
| 33 | wider dieselbe, dagegen für die Zwecke der praktischen Vernunft und doch | ||||||
| 34 | beide in demselben Subjecte vereinigt, in Beziehung auf das moralische | ||||||
| 35 | Gefühl zweckmäßig sind. Das Schöne bereitet uns vor, etwas, selbst die | ||||||
| 36 | Natur ohne Interesse zu lieben; das Erhabene, es selbst wider unser (sinnliches) | ||||||
| 37 | Interesse hochzuschätzen. | ||||||
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