Kant: AA V, Kritik der praktischen ... , Seite 131 |
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01 | Angemessenheit des Willens zum höchsten Gute bedeutet, so kann | ||||||
02 | man einer höchsten selbstständigen Weisheit nicht einen Zweck beilegen, | ||||||
03 | der blos auf Gütigkeit gegründet wäre. Denn dieser ihre Wirkung (in | ||||||
04 | Ansehung der Glückseligkeit der vernünftigen Wesen) kann man nur unter | ||||||
05 | den einschränkenden Bedingungen der Übereinstimmung mit der Heiligkeit*) | ||||||
06 | seines Willens als dem höchsten ursprünglichen Gute angemessen | ||||||
07 | denken. Daher diejenige, welche den Zweck der Schöpfung in die Ehre | ||||||
08 | Gottes (vorausgesetzt, daß man diese nicht anthropomorphistisch, als Neigung | ||||||
09 | gepriesen zu werden, denkt) setzten, wohl den besten Ausdruck getroffen | ||||||
10 | haben. Denn nichts ehrt Gott mehr als das, was das Schätzbarste | ||||||
11 | in der Welt ist, die Achtung für sein Gebot, die Beobachtung der heiligen | ||||||
12 | Pflicht, die uns sein Gesetz auferlegt, wenn seine herrliche Anstalt dazu | ||||||
13 | kommt, eine solche schöne Ordnung mit angemessener Glückseligkeit zu | ||||||
14 | krönen. Wenn ihn das letztere (auf menschliche Art zu reden) liebenswürdig | ||||||
15 | macht, so ist er durch das erstere ein Gegenstand der Anbetung | ||||||
16 | (Adoration). Selbst Menschen können sich durch Wohlthun zwar Liebe, | ||||||
17 | aber dadurch allein niemals Achtung erwerben, so daß die größte Wohlthätigkeit | ||||||
18 | ihnen nur dadurch Ehre macht, daß sie nach Würdigkeit ausgeübt | ||||||
19 | wird. | ||||||
20 | Daß in der Ordnung der Zwecke der Mensch (mit ihm jedes vernünftige | ||||||
21 | Wesen) Zweck an sich selbst sei, d. i. niemals blos als Mittel | ||||||
22 | von jemanden (selbst nicht von Gott), ohne zugleich hiebei selbst Zweck zu | ||||||
23 | sein, könne gebraucht werden, daß also die Menschheit in unserer Person | ||||||
24 | uns selbst heilig sein müsse, folgt nunmehr von selbst, weil er das Subject | ||||||
25 | des moralischen Gesetzes, mithin dessen ist, was an sich heilig ist, | ||||||
*)Hiebei, und um das Eigenthümliche dieser Begriffe kenntlich zu machen, merke ich nur noch an: daß, da man Gott verschiedene Eigenschaften beilegt, deren Qualität man auch den Geschöpfen angemessen findet, nur daß sie dort zum höchsten Grade erhoben werden, z. B. Macht, Wissenschaft, Gegenwart, Güte etc. unter den Benennungen der Allmacht, der Allwissenheit, der Allgegenwart, der Allgütigkeit etc., es doch drei giebt, die ausschließungsweise und doch ohne Beisatz von Größe Gott beigelegt werden, und die insgesammt moralisch sind: er ist der allein Heilige, der allein Selige, der allein Weise; weil diese Begriffe schon die Uneingeschränktheit bei sich führen. Nach der Ordnung derselben ist er denn also auch der heilige Gesetzgeber (und Schöpfer), der gütige Regierer (und Erhalter) und der gerechte Richter: drei Eigenschaften, die alles in sich enthalten, wodurch Gott der Gegenstand der Religion wird, und denen angemessen die metaphysischen Vollkommenheiten sich von selbst in der Vernunft hinzu fügen. | |||||||
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