Kant: AA V, Kritik der praktischen ... , Seite 124 |
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| 01 | Unendlichkeit seiner Fortdauer dem Willen desselben (ohne Nachsicht oder | ||||||
| 02 | Erlassung, welche sich mit der Gerechtigkeit nicht zusammenreimt) völlig | ||||||
| 03 | adäquat zu sein. | ||||||
| 04 | V |
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| 05 | Das Dasein Gottes, als ein Postulat der reinen praktischen |
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| 06 | Vernunft. |
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| 07 | Das moralische Gesetz führte in der vorhergehenden Zergliederung | ||||||
| 08 | zur praktischen Aufgabe, welche ohne allen Beitritt sinnlicher Triebfedern, | ||||||
| 09 | blos durch reine Vernunft vorgeschrieben wird, nämlich der nothwendigen | ||||||
| 10 | Vollständigkeit des ersten und vornehmsten Theils des höchsten Guts, der | ||||||
| 11 | Sittlichkeit, und, da diese nur in einer Ewigkeit völlig aufgelöset werden | ||||||
| 12 | kann, zum Postulat der Unsterblichkeit. Eben dieses Gesetz muß auch | ||||||
| 13 | zur Möglichkeit des zweiten Elements des höchsten Guts, nämlich der | ||||||
| 14 | jener Sittlichkeit angemessenen Glückseligkeit, eben so uneigennützig wie | ||||||
| 15 | vorher, aus bloßer unparteiischer Vernunft, nämlich auf die Voraussetzung | ||||||
| 16 | des Daseins einer dieser Wirkung adäquaten Ursache führen, d. i. die | ||||||
| 17 | Existenz Gottes, als zur Möglichkeit des höchsten Guts (welches Object | ||||||
| 18 | unseres Willens mit der moralischen Gesetzgebung der reinen Vernunft | ||||||
| 19 | nothwendig verbunden ist) nothwendig gehörig, postuliren. Wir wollen | ||||||
| 20 | diesen Zusammenhang überzeugend darstellen. | ||||||
| 21 | Glückseligkeit ist der Zustand eines vernünftigen Wesens in der | ||||||
| 22 | Welt, dem es im Ganzen seiner Existenz alles nach Wunsch und | ||||||
| 23 | Willen geht, und beruht also auf der Übereinstimmung der Natur zu | ||||||
| 24 | seinem ganzen Zwecke, imgleichen zum wesentlichen Bestimmungsgrunde | ||||||
| 25 | seines Willens. Nun gebietet das moralische Gesetz als ein Gesetz der Freiheit | ||||||
| 26 | durch Bestimmungsgründe, die von der Natur und der Übereinstimmung | ||||||
| 27 | derselben zu unserem Begehrungsvermögen (als Triebfedern) ganz | ||||||
| 28 | unabhängig sein sollen; das handelnde vernünftige Wesen in der Welt | ||||||
| 29 | aber ist doch nicht zugleich Ursache der Welt und der Natur selbst. Also | ||||||
| 30 | ist in dem moralischen Gesetze nicht der mindeste Grund zu einem nothwendigen | ||||||
| 31 | Zusammenhang zwischen Sittlichkeit und der ihr proportionirten | ||||||
| 32 | Glückseligkeit eines zur Welt als Theil gehörigen und daher von ihr abhängigen | ||||||
| 33 | Wesens, welches eben darum durch seinen Willen nicht Ursache | ||||||
| 34 | dieser Natur sein und sie, was seine Glückseligkeit betrifft, mit seinen praktischen | ||||||
| 35 | Grundsätzen aus eigenen Kräften nicht durchgängig einstimmig | ||||||
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