Kant: AA V, Kritik der praktischen ... , Seite 089

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 in ihrer Quelle verunreinigen wollen. Die Ehrwürdigkeit der      
  02 Pflicht hat nichts mit Lebensgenuß zu schaffen; sie hat ihr eigenthümliches      
  03 Gesetz, auch ihr eigenthümliches Gericht, und wenn man auch beide noch      
  04 so sehr zusammenschütteln wollte, um sie vermischt gleichsam als Arzeneimittel      
  05 der kranken Seele zuzureichen, so scheiden sie sich doch alsbald von      
  06 selbst, und thun sie es nicht, so wirkt das erste gar nicht, wenn aber auch      
  07 das physische Leben hiebei einige Kraft gewönne, so würde doch das moralische      
  08 ohne Rettung dahin schwinden.      
           
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Kritische Beleuchtung der Analytik der reinen

     
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praktischen Vernunft.

     
           
  11 Ich verstehe unter der kritischen Beleuchtung einer Wissenschaft, oder      
  12 eines Abschnitts derselben, der für sich ein System ausmacht, die Untersuchung      
  13 und Rechtfertigung, warum sie gerade diese und keine andere systematische      
  14 Form haben müsse, wenn man sie mit einem anderen System      
  15 vergleicht, das ein ähnliches Erkenntnißvermögen zum Grunde hat. Nun      
  16 hat praktische Vernunft mit der speculativen so fern einerlei Erkenntnißvermögen      
  17 zum Grunde, als beide reine Vernunft sind. Also wird der      
  18 Unterschied der systematischen Form der einen von der anderen durch Vergleichung      
  19 beider bestimmt und Grund davon angegeben werden müssen.      
           
  20 Die Analytik der reinen theoretischen Vernunft hatte es mit dem Erkenntnisse      
  21 der Gegenstände, die dem Verstande gegeben werden mögen, zu      
  22 thun und mußte also von der Anschauung, mithin (weil diese jederzeit      
  23 sinnlich ist) von der Sinnlichkeit anfangen, von da aber allererst zu Begriffen      
  24 (der Gegenstände dieser Anschauung) fortschreiten und durfte nur      
  25 nach beider Voranschickung mit Grundsätzen endigen. Dagegen, weil      
  26 praktische Vernunft es nicht mit Gegenständen, sie zu erkennen, sondern      
  27 mit ihrem eigenen Vermögen, jene (der Erkenntniß derselben gemäß) wirklich      
  28 zu machen, d. i. es mit einem Willen zu thun hat, welcher eine      
  29 Causalität ist, so fern Vernunft den Bestimmungsgrund derselben enthält,      
  30 da sie folglich kein Object der Anschauung, sondern (weil der Begriff der      
  31 Causalität jederzeit die Beziehung auf ein Gesetz enthält, welches die      
  32 Existenz des Mannigfaltigen im Verhältnisse zu einander bestimmt) als      
  33 praktische Vernunft nur ein Gesetz derselben anzugeben hat: so muß eine      
  34 Kritik der Analytik derselben, so fern sie eine praktische Vernunft sein      
  35 soll (welches die eigentliche Aufgabe ist), von der Möglichkeit praktischer      
           
     

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