Kant: AA IV, Metaphysische Anfangsgründe ... , Seite 529 |
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01 | großem Drucke derselben gegen einander nicht mehr durch so kleine bewegende | ||||||
02 | Kraft, als das zugesetzte Gewicht Wasser ist, verschieben ließen, welches der Erfahrung | ||||||
03 | und selbst dem Begriffe des Flüssigen zuwider ist. Eben dasselbe gilt, | ||||||
04 | wenn man statt des Drucks durch die Schwere den Zusammenhang der Theile setzt, | ||||||
05 | er mag so groß sein, wie er will. Die angeführte zweite Definition der Flüssigkeit, | ||||||
06 | worauf das Grundgesetz der Hydrostatik beruht, nämlich daß sie die Eigenschaft | ||||||
07 | einer Materie sei, da ein jeder Theil derselben sich nach allen Seiten mit eben derselben | ||||||
08 | Kraft zu bewegen bestrebt ist, womit er in einer gegebenen Direction gedrückt | ||||||
09 | wird, folgt aus der ersten Definition, wenn man damit den Grundsatz der | ||||||
10 | allgemeinen Dynamik verbindet, daß alle Materie ursprünglich elastisch sei, da | ||||||
11 | denn diese nach jeder Seite des Raums, darin sie zusammengedrückt ist, mit derselben | ||||||
12 | Kraft sich zu erweitern, d. i. (wenn die Theile einer Materie sich an einander | ||||||
13 | durch jede Kraft ohne Hinderniß verschieben lassen, wie es bei der flüssigen so wirklich | ||||||
14 | ist) sich zu bewegen bestrebt sein muß, womit der Druck in einer jeden Richtung, | ||||||
15 | welche es auch sei, geschieht. Also sind es eigentlich nur die starren Materien | ||||||
16 | (deren Möglichkeit noch außer dem Zusammenhange der Theile eines anderen Erklärungsgrundes | ||||||
17 | bedarf), denen man Reibung beilegen darf, und die Reibung setzt | ||||||
18 | schon die Eigenschaft der Rigidität voraus. Warum aber gewisse Materien, ob | ||||||
19 | sie gleich vielleicht nicht größere, vielleicht wohl gar kleinere Kraft des Zusammenhanges | ||||||
20 | haben als andere, flüssige, dennoch dem Verschieben der Theile so mächtig | ||||||
21 | widerstehen und daher nicht anders, als durch Aufhebung des Zusammenhanges | ||||||
22 | aller Theile in einer gegebenen Fläche zugleich sich trennen lassen, welches denn den | ||||||
23 | Schein eines vorzüglichen Zusammenhanges giebt, wie also starre Körper möglich | ||||||
24 | seien, das ist immer noch ein unaufgelösetes Problem, so leicht als auch die gemeine | ||||||
25 | Naturlehre damit fertig zu werden glaubt. | ||||||
26 | 3. Elasticität (Springkraft) ist das Vermögen einer Materie, ihre | ||||||
27 | durch eine andere bewegende Kraft veränderte Größe oder Gestalt | ||||||
28 | bei Nachlassung derselben wiederum anzunehmen. Sie ist entweder | ||||||
29 | expansive, oder attractive Elasticität; jene, um nach der Zusammendrückung | ||||||
30 | das vorige größere, diese, um nach der Ausdehnung das vorige kleinere Volumen | ||||||
31 | anzunehmen. (Die attractive Elasticität ist, wie es schon der Ausdruck zeigt, offenbar | ||||||
32 | abgeleitet. Ein eiserner Draht, durch angehängte Gewichte gedehnt, springt, | ||||||
33 | wenn man das Band abschneidet, in sein Volumen zurück. Vermöge derselben | ||||||
34 | Attraction, die die Ursache seines Zusammenhanges ist, oder bei flüssigen Materien, | ||||||
35 | wenn die Wärme dem Quecksilber plötzlich entzogen würde, würde die Materie desselben | ||||||
36 | eilen, um das vorige kleinere Volumen wieder anzunehmen. Die Elasticität, | ||||||
37 | die blos in Herstellung der vorigen Figur besteht, ist jederzeit attractiv, wie | ||||||
38 | an einer gebogenen Degenklinge, da die Theile, auf der convexen Fläche auseinander | ||||||
39 | gezerrt, ihre vorige Naheit anzunehmen trachten, und so kann auch ein | ||||||
40 | kleiner Tropfen Quecksilber elastisch genannt werden. Aber die expansive Elasticität | ||||||
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