Kant: AA IV, Metaphysische Anfangsgründe ... , Seite 491 |
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Text (Kant):
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Abbildung (Kant)
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| 01 | Dagegen wenn der Körper A mit der Geschwindigkeit AB im absoluten | ||||||
| 02 | Raume als bewegt vorgestellt wird, und ich gebe überdem dem relativen | ||||||
| 03 | Raume eine Geschwindigkeit ab = AB in entgegengesetzter Richtung | ||||||
| 04 | ba = CB , so ist dieses eben dasselbe, als ob ich die letztere Geschwindigkeit | ||||||
| 05 | dem Körper in der Richtung AB ertheilt hätte (Grundsatz). Der | ||||||
| 06 | Körper bewegt sich aber alsdann in derselben Zeit durch die Summe der | ||||||
| 07 | Linien AB und BC=2ab , in welcher er die Linie ab=AB allein | ||||||
| 08 | würde zurückgelegt haben, und seine Geschwindigkeit ist doch als die | ||||||
| 09 | Summe der zwei gleichen Geschwindigkeiten AB und ab vorgestellt, welches | ||||||
| 10 | das ist, was verlangt wurde. | ||||||
| 11 | Zweiter Fall, da zwei Bewegungen in gerade entgegengesetzten | ||||||
| 12 | Richtungen an einem und demselben Punkte sollen verbunden | ||||||
| 13 | werden. | ||||||
| 14 | Es sei AB die eine dieser Bewegungen und AC die andere in entgegengesetzter | ||||||
| 15 | Richtung, deren Geschwindigkeit | ![]() |
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| 16 | wir hier der ersten gleich annehmen | ||||||
| 17 | wollen: so würde der Gedanke selbst, zwei | ||||||
| 18 | solche Bewegungen in einem und demselben | ||||||
| 19 | Raume an eben demselben Punkte als zugleich vorzustellen, mithin | ||||||
| 20 | der Fall einer solchen Zusammensetzung der Bewegungen selbst unmöglich | ||||||
| 21 | sein, welches der Voraussetzung zuwider ist. | ||||||
| 22 | Dagegen denket euch die Bewegung AB im absoluten Raume, statt | ||||||
| 23 | der Bewegung AC aber in demselben absoluten Raume die entgegengesetzte | ||||||
| 24 | CA des relativen Raumes mit eben derselben Geschwindigkeit, die | ||||||
| 25 | (nach Grundsatz) der Bewegung AC völlig gleich gilt und also gänzlich | ||||||
| 26 | an die Stelle derselben gesetzt werden kann: so lassen sich zwei gerade entgegengesetzte | ||||||
| 27 | und gleiche Bewegungen desselben Punkts zu gleicher Zeit | ||||||
| 28 | gar wohl darstellen. Weil nun der relative Raum mit derselben Geschwindigkeit | ||||||
| 29 | CA=AB in derselben Richtung mit dem Punkte A bewegt | ||||||
| 30 | ist, so verändert dieser Punkt oder der in ihm befindliche Körper in Ansehung | ||||||
| 31 | des relativen Raumes seinen Ort nicht, d. i. ein Körper, der nach | ||||||
| 32 | zwei einander gerade entgegengesetzten Richtungen mit gleicher Geschwindigkeit | ||||||
| 33 | bewegt wird, ruht, oder allgemein ausgedrückt: seine Bewegung ist | ||||||
| 34 | der Differenz der Geschwindigkeiten in der Richtung der größeren gleich | ||||||
| 35 | (welches sich aus dem Bewiesenen leicht folgern läßt). | ||||||
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