Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 362

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 dynamische Reihe sinnlicher Bedingungen doch noch eine ungleichartige      
  02 Bedingung zuläßt, die nicht ein Theil der Reihe ist, sondern als bloß intelligibel      
  03 außer der Reihe liegt, wodurch denn der Vernunft ein Genüge      
  04 gethan und das Unbedingte den Erscheinungen vorgesetzt wird, ohne      
  05 die Reihe der letzteren, als jederzeit bedingt, dadurch zu verwirren und den      
  06 Verstandesgrundsätzen zuwider abzubrechen.      
           
  07 Dadurch nun, daß die dynamischen Ideen eine Bedingung der Erscheinungen      
  08 außer der Reihe derselben, d. i. eine solche, die selbst nicht      
  09 Erscheinung ist, zulassen, geschieht etwas, was von dem Erfolg der mathematischen      
  10 Antinomie gänzlich unterschieden ist. Diese nämlich verursachte,      
  11 daß beide dialektische Gegenbehauptungen für falsch erklärt werden mußten.      
  12 Dagegen das durchgängig Bedingte der dynamischen Reihen, welches von      
  13 ihnen als Erscheinungen unzertrennlich ist, mit der zwar empirisch unbedingten,      
  14 aber auch nichtsinnlichen Bedingung verknüpft, dem Verstande      
  15 einerseits und der Vernunft andererseits*) Genüge leisten, und,      
  16 indem die dialektischen Argumente, welche unbedingte Totalität in bloßen      
  17 Erscheinungen auf eine oder andere Art suchten, wegfallen, dagegen die      
  18 Vernunftsätze in der auf solche Weise berichtigten Bedeutung alle beide      
  19 wahr sein können; welches bei den kosmologischen Ideen, die blos mathematisch      
  20 unbedingte Einheit betreffen, niemals stattfinden kann, weil bei      
  21 ihnen keine Bedingung der Reihe der Erscheinungen angetroffen wird,      
  22 als die auch selbst Erscheinung ist und als solche mit ein Glied der Reihe      
  23 ausmacht.      
           
  24
III
     
  25
Auflösung der kosmologischen Ideen
     
  26
von der
     
  27
Totalität der Ableitung der Weltbegebenheiten aus ihren
     
  28
Ursachen.
     
           
  29 Man kann sich nur zweierlei Causalität in Ansehung dessen, was      
  30 geschieht, denken, entweder nach der Natur, oder aus Freiheit. Die      
           
    *) Denn der Verstand erlaubt unter Erscheinungen keine Bedingung, die selbst empirisch unbedingt wäre. Ließe sich aber eine intelligibele Bedingung, die also nicht in die Reihe der Erscheinungen als ein Glied mit gehörte, zu einem Bedingten (in der Erscheinung) gedenken, ohne doch dadurch die Reihe empirischer Bedingungen im mindesten zu unterbrechen: so könnte eine solche als empirisch [Seitenumbruch] unbedingt zugelassen werden, so daß dadurch dem empirischen continuirlichen Regressus nirgend Abbruch geschähe.      
           
     

[ Seite 361 ] [ Seite 363 ] [ Inhaltsverzeichnis ]