Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 307 |
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01 | darum weil kein Theil des Raumes einfach ist. Indessen sind die Monadisten | ||||||
02 | fein genug gewesen, dieser Schwierigkeit dadurch ausweichen zu | ||||||
03 | wollen, daß sie nicht den Raum als eine Bedingung der Möglichkeit der | ||||||
04 | Gegenstände äußerer Anschauung (Körper), sondern diese und das dynamische | ||||||
05 | Verhältniß der Substanzen überhaupt als die Bedingung der | ||||||
06 | Möglichkeit des Raumes voraussetzen. Nun haben wir von Körpern nur | ||||||
07 | als Erscheinungen einen Begriff, als solche aber setzen sie den Raum als | ||||||
08 | die Bedingung der Möglichkeit aller äußeren Erscheinung nothwendig voraus; | ||||||
09 | und die Ausflucht ist also vergeblich, wie sie denn auch oben in der | ||||||
10 | transscendentalen Ästhetik hinreichend ist abgeschnitten worden. Wären | ||||||
11 | sie Dinge an sich selbst, so würde der Beweis der Monadisten allerdings | ||||||
12 | gelten. | ||||||
13 | Die zweite dialektische Behauptung hat das Besondere an sich, daß | ||||||
14 | sie eine dogmatische Behauptung wider sich hat, die unter allen vernünftelnden | ||||||
15 | die einzige ist, welche sich unternimmt, an einem Gegenstande | ||||||
16 | der Erfahrung die Wirklichkeit dessen, was wir oben bloß zu transscendentalen | ||||||
17 | Ideen rechneten, nämlich die absolute Simplicität der Substanz, | ||||||
18 | augenscheinlich zu beweisen: nämlich daß der Gegenstand des inneren | ||||||
19 | Sinnes, das Ich, was da denkt, eine schlechthin einfache Substanz sei. | ||||||
20 | Ohne mich hierauf jetzt einzulassen (da es oben ausführlicher erwogen ist), | ||||||
21 | so bemerke ich nur: daß, wenn etwas bloß als Gegenstand gedacht wird, | ||||||
22 | ohne irgend eine synthetische Bestimmung seiner Anschauung hinzu zu | ||||||
23 | setzen (wie denn dieses durch die ganz nackte Vorstellung: Ich, geschieht), | ||||||
24 | so könne freilich nichts Mannigfaltiges und keine Zusammensetzung in einer | ||||||
25 | solchen Vorstellung wahrgenommen werden. Da überdem die Prädicate, | ||||||
26 | wodurch ich diesen Gegenstand denke, bloß Anschauungen des inneren | ||||||
27 | Sinnes sind, so kann darin auch nichts vorkommen, welches ein Mannigfaltiges | ||||||
28 | außerhalb einander, mithin reale Zusammensetzung bewiese. Es | ||||||
29 | bringt also nur das Selbstbewußtsein es so mit sich, daß, weil das Subject, | ||||||
30 | welches denkt, zugleich sein eigenes Object ist, es sich selber nicht theilen | ||||||
31 | kann (obgleich die ihm inhärirende Bestimmungen); denn in Ansehung | ||||||
32 | seiner selbst ist jeder Gegenstand absolute Einheit. Nichts destoweniger, | ||||||
33 | wenn dieses Subject äußerlich, als ein Gegenstand der Anschauung, betrachtet | ||||||
34 | wird, so würde es doch wohl Zusammensetzung in der Erscheinung | ||||||
35 | an sich zeigen. So muß es aber jederzeit betrachtet werden, wenn man | ||||||
36 | wissen will, ob in ihm ein Mannigfaltiges außerhalb einander sei, oder | ||||||
37 | nicht. | ||||||
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