Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 300

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 geben, der in solchem Falle nicht vom Ganzen zu der bestimmten Menge      
  02 der Theile gehen kann, sondern die Möglichkeit eines Ganzen durch die      
  03 successive Synthesis der Theile darthun muß. Da diese Synthesis nun      
  04 eine nie zu vollendende Reihe ausmachen müßte: so kann man sich nicht      
  05 vor ihr und mithin auch nicht durch sie eine Totalität denken. Denn der      
  06 Begriff der Totalität selbst ist in diesem Falle die Vorstellung einer vollendeten      
  07 Synthesis der Theile, und diese Vollendung, mithin auch der Begriff      
  08 derselben ist unmöglich.      
           
  09
Der Antinomie der reinen Vernunft
     
  10
Zweiter Widerstreit der transscendentalen Ideen.
     
           
           
  11
Thesis.
     
           
  12 Eine jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen      
  13 Theilen, und es existirt überall nichts als das Einfache, oder das,      
  14 was aus diesem zusammengesetzt ist.      
           
  15
Beweis.
     
           
  16 Denn nehmet an, die zusammengesetzte Substanzen beständen nicht      
  17 aus einfachen Theilen: so würde, wenn alle Zusammensetzung in Gedanken      
  18 aufgehoben würde, kein zusammengesetzter Theil und (da es keine einfache      
  19 Theile giebt) auch kein einfacher, mithin gar nichts übrig bleiben, folglich      
  20 keine Substanz sein gegeben worden. Entweder also läßt sich unmöglich      
  21 alle Zusammensetzung in Gedanken aufheben, oder es muß nach deren Aufhebung      
  22 etwas ohne alle Zusammensetzung Bestehendes, d. i. das Einfache,      
           
     

[ Seite 299 ] [ Seite 301 ] [ Inhaltsverzeichnis ]