Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 206

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 ist. Lasse ich die Beharrlichkeit (welche ein Dasein zu aller Zeit ist) weg,      
  02 so bleibt mir zum Begriffe der Substanz nichts übrig, als die logische Vorstellung      
  03 vom Subject, welche ich dadurch zu realisiren vermeine: daß ich      
  04 mir Etwas vorstelle, welches bloß als Subject (ohne wovon ein Prädicat      
  05 zu sein) stattfinden kann. Aber nicht allein, daß ich gar keine Bedingungen      
  06 weiß, unter welchen denn dieser logische Vorzug irgend einem Dinge      
  07 eigen sein werde: so ist auch gar nichts weiter daraus zu machen und nicht      
  08 die mindeste Folgerung zu ziehen, weil dadurch gar kein Object des Gebrauchs      
  09 dieses Begriffs bestimmt wird, und man also gar nicht weiß, ob      
  10 dieser überall irgend etwas bedeute. Vom Begriffe der Ursache würde ich      
  11 (wenn ich die Zeit weglasse, in der etwas auf etwas anderes nach einer      
  12 Regel folgt) in der reinen Kategorie nichts weiter finden, als daß es so      
  13 etwas sei, woraus sich auf das Dasein eines andern schließen läßt; und      
  14 es würde dadurch nicht allein Ursache und Wirkung gar nicht von einander      
  15 unterschieden werden können, sondern weil dieses Schließenkönnen doch      
  16 bald Bedingungen erfordert, von denen ich nichts weiß, so würde der Begriff      
  17 gar keine Bestimmung haben, wie er auf irgend ein Object passe.      
  18 Der vermeinte Grundsatz: alles Zufällige hat eine Ursache, tritt zwar      
  19 ziemlich gravitätisch auf, als habe er seine eigene Würde in sich selbst.      
  20 Allein frage ich: was versteht ihr unter Zufällig? und ihr antwortet,      
  21 dessen Nichtsein möglich ist, so möchte ich gern wissen, woran ihr diese      
  22 Möglichkeit des Nichtseins erkennen wollt, wenn ihr euch nicht in der Reihe      
  23 der Erscheinungen eine Succession und in dieser ein Dasein, welches auf      
  24 das Nichtsein folgt (oder umgekehrt), mithin einen Wechsel vorstellt; denn      
  25 daß das Nichtsein eines Dinges sich selbst nicht widerspreche, ist eine lahme      
  26 Berufung auf eine logische Bedingung, die zwar zum Begriffe nothwendig,      
  27 aber zur realen Möglichkeit bei weitem nicht hinreichend ist; wie ich      
  28 denn eine jede existirende Substanz in Gedanken aufheben kann, ohne mir      
  29 selbst zu widersprechen, daraus aber auf die objective Zufälligkeit derselben      
  30 in ihrem Dasein, d. i. die Möglichkeit ihres Nichtseins an sich selbst, gar      
  31 nicht schließen kann. Was den Begriff der Gemeinschaft betrifft, so ist      
  32 leicht zu ermessen: daß, da die reinen Kategorien der Substanz sowohl      
  33 als Causalität keine das Object bestimmende Erklärung zulassen, die      
  34 wechselseitige Causalität in der Beziehung der Substanzen auf einander      
  35 ( commercium ) eben so wenig derselben fähig sei. Möglichkeit, Dasein      
  36 und Nothwendigkeit hat noch niemand anders als durch offenbare Tautologie      
  37 erklären können, wenn man ihre Definition lediglich aus dem reinen      
           
     

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