Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 161

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 aber eine Regel habe, es in der Erfahrung zu suchen, und ein Merkmal,      
  02 es in derselben aufzufinden. Eine Analogie der Erfahrung wird also nur      
  03 eine Regel sein, nach welcher aus Wahrnehmungen Einheit der Erfahrung      
  04 (nicht wie Wahrnehmung selbst als empirische Anschauung überhaupt)      
  05 entspringen soll, und als Grundsatz von den Gegenständen (den Erscheinungen)      
  06 nicht constitutiv, sondern bloß regulativ gelten. Eben dasselbe      
  07 aber wird auch von den Postulaten des empirischen Denkens überhaupt,      
  08 welche die Synthesis der bloßen Anschauung (der Form der Erscheinung),      
  09 der Wahrnehmung (der Materie derselben) und der Erfahrung      
  10 (des Verhältnisses dieser Wahrnehmungen) zusammen betreffen, gelten,      
  11 nämlich daß sie nur regulative Grundsätze sind und sich von den mathematischen,      
  12 die constitutiv sind, zwar nicht in der Gewißheit, welche in beiden      
  13 a priori feststeht, aber doch in der Art der Evidenz, d. i. dem Intuitiven      
  14 derselben, (mithin auch der Demonstration) unterscheiden.      
           
  15 Was aber bei allen synthetischen Grundsätzen erinnert ward und hier      
  16 vorzüglich angemerkt werden muß, ist dieses: daß diese Analogien nicht      
  17 als Grundsätze des transscendentalen, sondern bloß des empirischen Verstandesgebrauchs      
  18 ihre alleinige Bedeutung und Gültigkeit haben, mithin      
  19 auch nur als solche bewiesen werden können, daß folglich die Erscheinungen      
  20 nicht unter die Kategorien schlechthin, sondern nur unter ihre Schemate      
  21 subsumirt werden müssen. Denn wären die Gegenstände, auf welche      
  22 diese Grundsätze bezogen werden sollen, Dinge an sich selbst, so wäre es      
  23 ganz unmöglich, etwas von ihnen a priori synthetisch zu erkennen. Nun      
  24 sind es nichts als Erscheinungen, deren vollständige Erkenntniß, auf die      
  25 alle Grundsätze a priori zuletzt doch immer auslaufen müssen, lediglich die      
  26 mögliche Erfahrung ist; folglich können jene nichts als bloß die Bedingungen      
  27 der Einheit des empirischen Erkenntnisses in der Synthesis der      
  28 Erscheinungen zum Ziele haben; diese aber wird nur allein in dem Schema      
  29 des reinen Verstandesbegriffs gedacht, von deren Einheit, als einer Synthesis      
  30 überhaupt, die Kategorie die durch keine sinnliche Bedingung restringirte      
  31 Function enthält. Wir werden also durch diese Grundsätze die      
  32 Erscheinungen nur nach einer Analogie mit der logischen und allgemeinen      
  33 Einheit der Begriffe zusammenzusetzen berechtigt werden und daher uns in      
  34 dem Grundsatze selbst zwar der Kategorie bedienen, in der Ausführung aber      
  35 (der Anwendung auf Erscheinungen) das Schema derselben als den Schlüssel      
  36 ihres Gebrauchs an dessen Stelle, oder jener vielmehr als restringirende      
  37 Bedingung unter dem Namen einer Formel des ersteren zur Seite setzen.      
           
           
     

[ Seite 160 ] [ Seite 162 ] [ Inhaltsverzeichnis ]