Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 162

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01
A.
     
           
  02
Erste Analogie.
     
  03
Grundsatz der Beharrlichkeit der Substanz.
     
           
  04 Bei allem Wechsel der Erscheinungen beharrt die Substanz,      
  05 und das Quantum derselben wird in der Natur weder      
  06 vermehrt noch vermindert.      
           
  07
Beweis.
     
           
  08 Alle Erscheinungen sind in der Zeit, in welcher als Substrat (als      
  09 beharrlicher Form der inneren Anschauung) das Zugleichsein sowohl      
  10 als die Folge allein vorgestellt werden kann. Die Zeit also, in der aller      
  11 Wechsel der Erscheinungen gedacht werden soll, bleibt und wechselt nicht,      
  12 weil sie dasjenige ist, in welchem das Nacheinander= oder Zugleichsein nur      
  13 als Bestimmungen derselben vorgestellt werden können. Nun kann die      
  14 Zeit für sich nicht wahrgenommen werden. Folglich muß in den Gegenständen      
  15 der Wahrnehmung, d. i. den Erscheinungen, das Substrat anzutreffen      
  16 sein, welches die Zeit überhaupt vorstellt, und an dem aller Wechsel      
  17 oder Zugleichsein durch das Verhältniß der Erscheinungen zu demselben      
  18 in der Apprehension wahrgenommen werden kann. Es ist aber das Substrat      
  19 alles Realen, d. i. zur Existenz der Dinge Gehörigen, die Substanz,      
  20 an welcher alles, was zum Dasein gehört, nur als Bestimmung      
  21 kann gedacht werden. Folglich ist das Beharrliche, womit in Verhältniß      
  22 alle Zeitverhältnisse der Erscheinungen allein bestimmt werden können,      
  23 die Substanz in der Erscheinung, d. i. das Reale derselben, was als Substrat      
  24 alles Wechsels immer dasselbe bleibt. Da diese also im Dasein nicht      
  25 wechseln kann, so kann ihr Quantum in der Natur auch weder vermehrt      
  26 noch vermindert werden.      
           
           
     

[ Seite 161 ] [ Seite 163 ] [ Inhaltsverzeichnis ]