Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 159 |
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| 01 | der Nothwendigkeit der verbundenen Existenz der Erscheinungen, die sie | ||||||
| 02 | zusammenstellt im Raum und Zeit, in derselben angetroffen wird. Da | ||||||
| 03 | aber Erfahrung ein Erkenntniß der Objecte durch Wahrnehmungen ist, | ||||||
| 04 | folglich das Verhältniß im Dasein des Mannigfaltigen nicht wie es in | ||||||
| 05 | der Zeit zusammengestellt wird, sondern wie es objectiv in der Zeit ist, in | ||||||
| 06 | ihr vorgestellt werden soll, die Zeit selbst aber nicht wahrgenommen werden | ||||||
| 07 | kann: so kann die Bestimmung der Existenz der Objecte in der Zeit | ||||||
| 08 | nur durch ihre Verbindung in der Zeit überhaupt, mithin nur durch | ||||||
| 09 | a priori verknüpfende Begriffe geschehen. Da diese nun jederzeit zugleich | ||||||
| 10 | Nothwendigkeit bei sich führen, so ist Erfahrung nur durch eine Vorstellung | ||||||
| 11 | der nothwendigen Verknüpfung der Wahrnehmungen möglich. | ||||||
| 12 | Die drei modi der Zeit sind Beharrlichkeit, Folge und Zugleichsein. | ||||||
| 13 | Daher werden drei Regeln aller Zeitverhältnisse der Erscheinungen, | ||||||
| 14 | wornach jeder ihr Dasein in Ansehung der Einheit aller Zeit bestimmt | ||||||
| 15 | werden kann, vor aller Erfahrung vorangehen und diese allererst | ||||||
| 16 | möglich machen. | ||||||
| 17 | Der allgemeine Grundsatz aller drei Analogien beruht auf der nothwendigen | ||||||
| 18 | Einheit der Apperception in Ansehung alles möglichen empirischen | ||||||
| 19 | Bewußtseins (der Wahrnehmung) zu jeder Zeit, folglich, da jene | ||||||
| 20 | a priori zum Grunde liegt, auf der synthetischen Einheit aller Erscheinungen | ||||||
| 21 | nach ihrem Verhältnisse in der Zeit. Denn die ursprüngliche Apperception | ||||||
| 22 | bezieht sich auf den innern Sinn (den Inbegriff aller Vorstellungen) | ||||||
| 23 | und zwar a priori auf die Form desselben, d. i. das Verhältniß des | ||||||
| 24 | mannigfaltigen empirischen Bewußtseins in der Zeit. In der ursprünglichen | ||||||
| 25 | Apperception soll nun alle dieses Mannigfaltige seinen Zeitverhältnissen | ||||||
| 26 | nach vereinigt werden; denn dieses sagt die transscendentale Einheit | ||||||
| 27 | derselben a priori, unter welcher alles steht, was zu meinem (d. i. | ||||||
| 28 | meinem einigen) Erkenntnisse gehören soll, mithin ein Gegenstand für | ||||||
| 29 | mich werden kann. Diese synthetische Einheit in dem Zeitverhältnisse | ||||||
| 30 | aller Wahrnehmungen, welche a priori bestimmt ist, ist also das Gesetz: | ||||||
| 31 | daß alle empirische Zeitbestimmungen unter Regeln der allgemeinen | ||||||
| 32 | Zeitbestimmung stehen müssen; und die Analogien der Erfahrung, von | ||||||
| 33 | denen wir jetzt handeln wollen, müssen dergleichen Regeln sein. | ||||||
| 34 | Diese Grundsätze haben das Besondere an sich, daß sie nicht die Erscheinungen | ||||||
| 35 | und die Synthesis ihrer empirischen Anschauung, sondern | ||||||
| 36 | bloß das Dasein und ihr Verhältniß unter einander in Ansehung dieses | ||||||
| 37 | ihres Daseins erwägen. Nun kann die Art, wie etwas in der Erscheinung | ||||||
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