Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 071

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 vorstellen würde, sondern nach der Art wie es von innen afficirt wird,      
  02 folglich wie es sich erscheint, nicht wie es ist.      
           
  03 III Wenn ich sage: im Raum und der Zeit stellt die Anschauung      
  04 sowohl der äußeren Objecte, als auch die Selbstanschauung des Gemüths      
  05 beides vor, so wie es unsere Sinne afficirt, d. i. wie es erscheint, so will      
  06 das nicht sagen, daß diese Gegenstände ein bloßer Schein wären. Denn      
  07 in der Erscheinung werden jederzeit die Objecte, ja selbst die Beschaffenheiten,      
  08 die wir ihnen beilegen, als etwas wirklich Gegebenes angesehen,      
  09 nur daß, so fern diese Beschaffenheit nur von der Anschauungsart des      
  10 Subjects in der Relation des gegebenen Gegenstandes zu ihm abhängt,      
  11 dieser Gegenstand als Erscheinung von ihm selber als Object an sich      
  12 unterschieden wird. So sage ich nicht, die Körper scheinen bloß außer      
  13 mir zu sein, oder meine Seele scheint nur in meinem Selbstbewußtsein      
  14 gegeben zu sein, wenn ich behaupte, daß die Qualität des Raums und der      
  15 Zeit, welcher als Bedingung ihres Daseins gemäß ich beide setze, in meiner      
  16 Anschauungsart und nicht in diesen Objecten an sich liege. Es wäre      
  17 meine eigene Schuld, wenn ich aus dem, was ich zur Erscheinung zählen      
  18 sollte, bloßen Schein machte.)* Dieses geschieht aber nicht nach unserem      
  19 Princip der Idealität aller unserer sinnlichen Anschauungen; vielmehr      
  20 wenn man jenen Vorstellungsformen objective Realität beilegt, so      
  21 kann man nicht vermeiden, daß nicht alles dadurch in bloßen Schein verwandelt      
  22 werde. Denn wenn man den Raum und die Zeit als Beschaffenheiten      
  23 ansieht, die ihrer Möglichkeit nach in Sachen an sich angetroffen      
  24 werden müßten, und überdenkt die Ungereimtheiten, in die man sich alsdann      
  25 verwickelt, indem zwei unendliche Dinge, die nicht Substanzen, auch      
           
    *) Die Prädicate der Erscheinung können dem Objecte selbst beigelegt werden in Verhältniß auf unseren Sinn, z. B. der Rose die rothe Farbe oder der Geruch; aber der Schein kann niemals als Prädicat dem Gegenstande beigelegt werden, eben darum weil er, was diesem nur in Verhältniß auf die Sinne oder überhaupt aufs Subject zukommt, dem Object für sich beilegt, z. B. die zwei Henkel, die man anfänglich dem Saturn beilegte. Was gar nicht am Objecte an sich selbst, jederzeit aber im Verhältnisse desselben zum Subject anzutreffen und von der Vorstellung des letzteren unzertrennlich ist, ist Erscheinung, und so werden die Prädicate des Raumes und der Zeit mit Recht den Gegenständen der Sinne als solchen beigelegt, und hierin ist kein Schein. Dagegen wenn ich der Rose an sich die Röthe, dem Saturn die Henkel, oder allen äußeren Gegenständen die Ausdehnung an sich beilege, ohne auf ein bestimmtes Verhältniß dieser Gegenstände zum Subject zu sehen und mein Urtheil darauf einzuschränken, alsdann allererst entspringt der Schein.      
           
     

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