Kant: AA II, Untersuchung über die ... , Seite 283 |
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01 | nennen alles Weltweisheit, was in den Büchern steht, welche diesen Titel | ||||||
02 | führen. Der Unterschied zeigt sich durch den Erfolg. Die philosophischen | ||||||
03 | Erkenntnisse haben mehrentheils das Schicksal der Meinungen und sind | ||||||
04 | wie die Meteoren, deren Glanz nichts für ihre Dauer verspricht. Sie verschwinden, | ||||||
05 | aber die Mathematik bleibt. Die Metaphysik ist ohne Zweifel | ||||||
06 | die schwerste unter allen menschlichen Einsichten; allein es ist noch niemals | ||||||
07 | eine geschrieben worden. Die Aufgabe der Akademie zeigt, daß man Ursache | ||||||
08 | habe, sich nach dem Wege zu erkundigen, auf welchem man sie allererst | ||||||
09 | zu suchen gedenkt. | ||||||
10 | Zweite Betrachtung. |
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11 | Die einzige Methode, zur höchstmöglichen Gewißheit in der |
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12 | Metaphysik zu gelangen. |
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13 | Die Metaphysik ist nichts anders als eine Philosophie über die | ||||||
14 | ersten Gründe unseres Erkenntnisses; was demnach in der vorigen Betrachtung | ||||||
15 | von der mathematischen Erkenntniß in Vergleichung mit der | ||||||
16 | Philosophie dargethan worden, das wird auch in Beziehung auf die Metaphysik | ||||||
17 | gelten. Wir haben namhafte und wesentliche Unterschiede gesehen, | ||||||
18 | die zwischen der Erkenntniß in beiden Wissenschaften anzutreffen sind, und | ||||||
19 | in Betracht dessen kann man mit dem Bischof Warburton sagen: daß | ||||||
20 | nichts der Philosophie schädlicher gewesen sei als die Mathematik, nämlich | ||||||
21 | die Nachahmung derselben in der Methode zu denken, wo sie unmöglich | ||||||
22 | kann gebraucht werden; denn was die Anwendung derselben in den | ||||||
23 | Theilen der Weltweisheit anlangt, wo die Kenntniß der Größen vorkommt, | ||||||
24 | so ist dieses etwas ganz anders, und die Nutzbarkeit davon ist unermeßlich. | ||||||
25 | In der Mathematik fange ich mit der Erklärung meines Objects, | ||||||
26 | z. E. eines Triangels, Zirkels etc., an, in der Metaphysik muß ich niemals | ||||||
27 | damit anfangen, und es ist so weit gefehlt, daß die Definition hier | ||||||
28 | das erste sei, was ich von dem Dinge erkenne, daß sie vielmehr fast jederzeit | ||||||
29 | das letzte ist. Nämlich in der Mathematik habe ich ehe gar keinen | ||||||
30 | Begriff von meinem Gegenstande, bis die Definition ihn giebt; in der | ||||||
31 | Metaphysik habe ich einen Begriff, der mir schon gegeben worden, obzwar | ||||||
32 | verworren, ich soll den deutlichen, ausführlichen und bestimmten davon | ||||||
33 | aufsuchen. Wie kann ich denn davon anfangen? Augustinus sagte: Ich | ||||||
34 | weiß wohl, was die Zeit sei, aber wenn mich jemand frägt, weiß ichs nicht. | ||||||
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