Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 159 |
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01 | ihm von selber verschwinden, ohne durch äußerliche Ursachen aufgehoben | ||||||
02 | und gebrochen zu werden. | ||||||
03 | § 137. |
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04 | Die Umstände, unter welchen ein Körper einen Theil seiner lebendigen | ||||||
05 | Kraft ohne Wirkung verschwendet, sind also diese: daß zwei | ||||||
06 | oder mehr Hindernisse ihm nach einander auf solche Weise Widerstand | ||||||
07 | thun, daß jedwede nicht der ganzen Geschwindigkeit des bewegenden | ||||||
08 | Körpers, sondern nur einem Theile derselben sich entgegen setzt, wie | ||||||
09 | die Auflösung des vorigen § es zu erkennen giebt. | ||||||
10 | Wie dieses mit unsern Begriffen von der lebendigen | Erklärung | |||||
11 | Kraft zusammenstimme, läßt sich auf folgende Weise ohne | dieses Satzes | |||||
12 | Schwierigkeit begreifen. Wenn die Geschwindigkeit eines | nach unseren | |||||
13 | Körpers in ihre Grade zertheilt wird, so ist die lebendige | Begriffen der | |||||
14 | Kraft, die bei einem von diesen Graden von den andern | lebendigen | |||||
15 | abgesondert anzutreffen ist, und welche also der Körper | Kraft. | |||||
16 | auch anwendet, wenn er mit diesem Grade ganz allein ohne die übrigen | ||||||
17 | wirkt, wie das Quadrat dieses Grades; wenn er aber mit seiner | ||||||
18 | ganzen Geschwindigkeit unzertheilt und zugleich wirkt, so ist die ganze | ||||||
19 | Totalkraft, wie das Quadrat derselben, folglich derjenige Theil der | ||||||
20 | Kraft, der dem benannten Grade Geschwindigkeit zukommt, wie das | ||||||
21 | Rectangulum aus diesem Grade in die ganze Geschwindigkeit, welches | ||||||
22 | eine viel größere Quantität ausmacht, als die in dem vorigen Falle war. | ||||||
23 | Denn wenn wir z. E. die ganze Geschwindigkeit aus zwei Graden bestehend | ||||||
24 | annehmen, welche dem Körper einer nach dem andern ertheilt | ||||||
25 | worden, so erhob sich die lebendige Kraft, da die Geschwindigkeit noch | ||||||
26 | 1 war, nur zu einer Größe wie 1; nachdem aber der zweite Grad | ||||||
27 | hinzukam, so entsprang in demselben nicht allein wiederum ein Grad | ||||||
28 | Kraft, der diesem zweiten Grade Geschwindigkeit allein proportionirt | ||||||
29 | ist, sondern die Naturkraft erhob die Intension noch in derselben Proportion, | ||||||
30 | darin die Geschwindigkeit wuchs, und machte, daß die lebendige | ||||||
31 | Kraft bei der gesammten Geschwindigkeit 4fach wurde, da doch | ||||||
32 | die Summe der Kräfte bei allen abgesonderten Graden nur 2fach gewesen | ||||||
33 | sein würde, folglich daß ein jeder Grad in der verbundenen | ||||||
34 | Wirkung mit den übrigen 2 Grade Kraft ausüben konnte, da ein jeder | ||||||
35 | für sich in abgesonderter Wirkung nur eine einfache hatte. Daher | ||||||
36 | wenn ein Körper, der eine lebendige, folglich mit 2facher Geschwindigkeit | ||||||
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