Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 073 |
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01 | Die Anwendung ist leicht zu machen. Denn die Feder R deutet | ||||||
02 | die Theile der unelastischen Kugeln A und B an, die durch den Sto | ||||||
03 | eingedrückt werden. Es verzehrt also der Körper A, indem er in | ||||||
04 | seinem Stoße gegen B von beiden Seiten die Theile eindrückt, nichts | ||||||
05 | von seiner Kraft bei diesem Eindrucke, was nicht der Körper B überkommt, | ||||||
06 | und womit er sich nach dem Stoße bewegt. Es geht also | ||||||
07 | kein Theil verloren, noch viel weniger ein so großer Theil, als die | ||||||
08 | Leibnizianer fälschlich vorgeben. | ||||||
09 | § 65. |
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10 | Ich werde müde, alle Unrichtigkeiten und Widersprechungen auszukramen, | ||||||
11 | die in dieser Schwierigkeit begriffen sind, welche die Leibnizianer | ||||||
12 | uns in der Sache von dem Stoße unelastischer Körper haben | ||||||
13 | machen wollen. Die einzige, die ich noch anführen will, könnte allein | ||||||
14 | genug sein, sie unnütze zu machen. | ||||||
15 | Wenn man gleich unsern Gegnern alles übrige verstattete, | Vierte Antwort: | |||||
16 | so kann man ihnen doch die Kühnheit nicht verzeihen, | Von der | |||||
17 | die in der Forderung steckt: daß sich in dem | Proportion der | |||||
18 | Stoße unelastischer Körper nicht mehr, auch nicht weniger, | Härte unelastischer | |||||
19 | sondern nur gerade so viel von der Kraft durch das Eindrücken | Körper | |||||
20 | der Theile verzehren solle, als sie es selber in | und dem Grade | |||||
21 | jedwedem Falle nach ihrer Schätzung nöthig finden. Es | der Kraft des | |||||
22 | ist eine Verwegenheit, die unmöglich zu verdauen ist: da | Anlaufs, der | |||||
23 | man uns ohne allen Beweis zu glauben aufdringen will, | bei der Ausnahme | |||||
24 | ein Körper müsse in einem Stoße gegen einen gleichen | der | |||||
25 | gerade die Hälfte, in dem Stoße gegen einen dreifachen | Leibnizianer | |||||
26 | gerade 3/4 der Kraft etc. etc. durch den Eindruck der Theile | bestimmt sein | |||||
27 | verlieren, ohne daß man uns einen Grund angeben kann, woher denn | müsse. | |||||
28 | eben genau so viel und nicht mehr oder weniger drauf gehe; denn | ||||||
29 | gesetzt, daß der Begriff eines unelastischen Körpers nothwendig einigen | ||||||
30 | Verlust der Kraft beim Eindrücken erfordert, so weiß ich doch nicht, | ||||||
31 | woraus man denn schließen wollte: daß diese Abwesenheit der Elasticität | ||||||
32 | erfordere, daß gerade so viel und nicht weniger Kraft verzehrt | ||||||
33 | werden müsse. Die Leibnizianer können doch nicht leugnen, daß, je | ||||||
34 | geringer die Festigkeit der Masse der unelastischen Körper in Vergleichung | ||||||
35 | mit der Kraft des anlaufenden ist, desto stärker werde sich | ||||||
36 | die Kraft beim Eindrücken der Theile verzehren, je härter aber beide | ||||||
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