Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 074 |
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01 | Körper sind, um desto weniger müsse sich von derselben verlieren; denn | ||||||
02 | wenn sie vollkommen hart wären, so würde kein Verlust der Kraft | ||||||
03 | statt finden. Es wird also ein gewisses bestimmtes Verhältniß der | ||||||
04 | Härte zweier gleicher und unelastischer Körper dazu erfordert, wenn | ||||||
05 | sich in dem Stoße gerade die Hälfte von der Kraft des anlaufenden | ||||||
06 | verzehren und vernichtet werden soll. Und ohne diese Proportion würde | ||||||
07 | mehr oder weniger herauskommen, nachdem man die sich stoßende | ||||||
08 | Körper weicher oder härter machte. Nun ist in den Regeln der Bewegung | ||||||
09 | unelastischer Körper, wider welche die Leibnizianer eine Ausnahme | ||||||
10 | suchen, der Grad der Festigkeit und noch vielmehr die Proportion | ||||||
11 | derselben zur Stärke des Anlaufs gänzlich undeterminirt, folglich | ||||||
12 | läßt sich aus denselben gar nicht verstehen, ob ein Eindruck der | ||||||
13 | Theile geschehe, ob sich hiedurch eine Kraft verzehren und wie viel | ||||||
14 | von derselben verloren gehen werde, am allerwenigsten aber bieten sie | ||||||
15 | einigen Grund dar, daraus sich verstehen ließe, daß in dem Anstoße | ||||||
16 | einer Kugel an eine andere von gleicher Schwere gerade die Hälfte | ||||||
17 | der Kraft verloren gehe. Denn dieses geschieht nicht ohne ein gewisses | ||||||
18 | ganz genau bestimmtes Verhältniß unter der Härte dieser Körper und | ||||||
19 | der Gewalt des Anstoßes. Da nun keine solche Bestimmung in den | ||||||
20 | Grundsätzen anzutreffen ist, daraus die Gesetze des Stoßes unelastischer | ||||||
21 | Körper hergeleitet werden, die irgend einen Grund eines bestimmten | ||||||
22 | Verlustes der Kraft in sich enthielte, so ist die Ursache, weswegen | ||||||
23 | diese Regeln so und nicht anders beschaffen sind, nicht in der Eindrückung | ||||||
24 | der Theile zu setzen, die gerade so viel Kraft in jedwedem | ||||||
25 | Falle verlustig macht, als die Leibnizianer für gut befinden aufzuheben. | ||||||
27 | Nachdem nun der Vorwand, durch den sich die Vertheidiger | Anwendung | |||||
28 | der lebendigen Kräfte dem Schlage entziehen | unserer | |||||
29 | wollen, den ihnen alle Gesetze des Stoßes unelastischer | Schlüsse. | |||||
30 | Körper beibringen, auf mehr wie eine Art unkräftig befunden worden: | ||||||
31 | so hindert uns nichts ferner, dieselbe zu dem Dienste zu gebrauchen, | ||||||
32 | den sie uns allemal sehr vortrefflich leisten werden, nämlich die lebendigen | ||||||
33 | Kräfte aus dem Gebiete der Mathematik hinweg zu räumen, worin | ||||||
34 | sie sich unrechtmäßiger Weise eingedrungen haben. | ||||||
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