§ 9. Wenn
das
Wahre ist, so können wir nach unserer frühern Bestimmung
(§ 3) auch sagen, dass die
Function Φ(ξ) denselben
Werthverlauf habe wie die Function Ψ(ξ); das heisst: wir können die Allgemeinheit
einer Gleichheit in eine Werthverlaufsgleichheit umsetzen und
umgekehrt. Diese Möglichkeit muss als ein logisches Gesetz
angesehen werden, von dem übrigens schon immer, wenn auch
stillschweigend, Gebrauch gemacht ist, wenn von Begriffsumfängen
die Rede gewesen ist. Die ganze leibniz-boolesche rechnende Logik
beruht darauf. Man könnte diese Umsetzung vielleicht für
unwichtig oder gar für entbehrlich halten. Dem gegenüber erinnere
ich daran, dass ich in meinen Grundlagen der Arithmetik die
Anzahl als Umfang eines Begriffes definirt und schon damals
darauf hingewiesen habe, dass auch die negativen, irrationalen,
kurz alle Zahlen als Umfänge von Begriffen zu definiren sind. Wir
können für einen Werthverlauf ein einfaches Zeichen setzen, und
so wird z. B. der Name der Anzahl Null eingeführt werden. In
dagegen können wir nicht für ‚Φ(a)‘
ein einfaches Zeichen setzen, weil der Buchstabe ‚a‘ immer in dem vorkommen muss, was etwa für
‚Φ(a)‘ gesetzt wird. Die Umwandlung der Allgemeinheit einer
Gleichheit in eine Werthverlaufsgleichheit muss auch in unsern
Zeichen ausführbar sein. So schreibe ich z. B. für
|
|
|
, |
indem ich unter
den Werthverlauf der Function ξ2−ξ, unter
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den
Werthverlauf der Function ξ.(ξ−1)
verstehe. Ebenso ist
der Werthverlauf der Function ξ2=4,
oder, wie wir auch sagen können, der Umfang des Begriffes
Quadratwurzel aus Vier. Wenn ich
allgemein sage:
- es bedeute
den Werthverlauf der Function Φ(ξ),
so bedarf dies ebenso einer Ergänzung, wie oben unsere
Erklärung von .
Es fragt sich nämlich, welche Function in jedem Falle als
zugehörige Function Φ(ξ) anzusehen sei. Dass der
Werthverlauf der Function ξ2−ξ und nicht von ξ2−ε noch von ε2−ξ ist, versteht sich von selbst,
weil bei unserer Verwendungsweise der kleinen griechischen Vokalbuchstaben weder
‚ξ2−ε‘ noch ‚ε2−ξ‘ für irgendeinen Gegenstand,
dessen Name für ‚ξ‘ eingesetzt
würde, eine Bedeutung gewänne, oder, wie wir dafür auch sagen
können, weil jene Zeichenverbindungen keine Functionen bedeuten,
sondern getrennt von dem
bedeutungslos sind. Eine Zeichenverbindung wie muss
ähnlich wie in § 8
beurtheilt werden. Die Stelle unter dem Spiritus lenis ist
ebensowenig eine Argumentstelle wie
die über der Höhlung. Nennen wir das auf einen kleinen griechischen Vokalbuchstaben mit
dem Spiritus lenis Folgende, das mit diesem zusammen den Namen
des Werthverlaufs der zugehörigen
Function bildet, das Gebiet dieses
griechischen Buchstaben, so können wir die Regel aufstellen:
- Alle Stellen, an denen ein kleiner
griechischer Vokalbuchstabe in seinem Gebiete, jedoch weder in
einem eingeschlossenen Gebiete desselben Buchstaben noch mit
dem Spiritus lenis vorkommt, sind verwandte Argumentstellen,
und zwar die der zugehörigen Function.
Diese wird hierdurch bestimmt.
Demnach ist
der Werthverlauf der Function ,
und es ist
der Werthverlauf der Function .
Für die Bildung eines Werthverlaufnamens gilt also die Regel:
- Wenn in dem Namen einer Function schon
kleine griechische Vokalbuchstaben vorkommen, in deren Gebieten
Argumentstellen dieser Function liegen, so wähle man einen von
diesen verschiedenen, um den Namen des Werthverlaufs dieser
Function zu bilden.
Nach unsern Bestimmungen ist
im Allgemeinen ein kleiner griechischer
Vokalbuchstabe so gut wie ein anderer, jedoch mit der
Beschränkung, dass die Verschiedenheit dieser Buchstaben
wesentlich sein kann. Die Einführung
der Bezeichnung für die Werthverläufe scheint mir
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eine der folgenreichsten Ergänzungen meiner Begriffsschrift zu
sein, die ich seit meiner ersten Veröffentlichung über diesen
Gegenstand gemacht habe. Hiermit ist zugleich der Umkreis dessen
erweitert, was als Argument einer Function auftreten kann. Es ist
z.B. der
Werth der Function
für das Argument .