| Kant: Briefwechsel, Brief 281, Von Ludwig Heinrich Iakob. | |||||||
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| Von Ludwig Heinrich Iakob. | |||||||
| Halle den 25 Okt 86 | |||||||
| Ich bin Ihnen noch meinen grosten Dank für Ihre mir gütigst | |||||||
| übersandte Abhandlung schuldig, u. trage ihn nun bei Ubersendung | |||||||
| meines Buchs selbst mit ab. Die Federn, mit denen ich mich geschmückt | |||||||
| habe, sind alle von Ihnen u. ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, | |||||||
| sondern gestehe gern, daß ich alles Gute u. Wahre, was ich gesagt | |||||||
| habe Ihnen schuldig bin. | |||||||
| Ich wünsche aus eben so großem Eifer für die Sache selbst, als | |||||||
| für mein eignes Interesse, daß meine Schrift solchen Recensenten in | |||||||
| die Hände fallen möge die keine Partheigänger sind. Man merkt es | |||||||
| aus einigen neuern Schriften u. aus dem gesellschaftlichen Tone der Anhänger | |||||||
| der alten Schule zu offenbar, daß sie leidenschaftlich gegen alles | |||||||
| erhitzt werden, was ihre Idole angreift. Ich glaube nicht, daß ich in | |||||||
| meiner Schrift die Achtung, welche ich dem verst[orbenen] Mendels[sohn] | |||||||
| so wohl als dem grossen Stifter seiner Schule überhaupt schuldig bin | |||||||
| verletzt habe, aber es lassen sich doch gar leicht aus jeder Gegenschrift | |||||||
| Sätze ausheben, welche den Schein einer Geringschätzung an sich tragen | |||||||
| wenn man Lust hat den Auktor dadurch verächtlich zu machen, und | |||||||
| dies gelingt oft leichter, wenn er noch neu oder jung ist. Wenn Sie | |||||||
| daher glauben, daß meine Schrift von einigem Nutzen seyn kann; so | |||||||
| bitt ich Sie Ihren Einfluß auf Iournale dahin anzuwenden, daß ich | |||||||
| nicht von einem solchen steifen Dogmatiker beurtheilt werde. | |||||||
| Der am Ende angedruckte Brief ist an HE. Prof. Plattner; es | |||||||
| ist unbegreiflich wie ein so scharfsinniger Mann seine in den Aph[orismen] | |||||||
| angegebne Meinung gegen alle Gründe, doch noch durchzusetzen sich | |||||||
| getrauete. Von Marburg aus meldet man mir, daß die Wolfianer | |||||||
| ein Landgräfliches Reskript bewirkt haben, worinn ausdrücklich untersagt | |||||||
| wird, über Ihre Philosophie zu lesen!!! - Herr Feder fühlt die | |||||||
| Wunden, welche er sich durch seine Rec. Ihrer Critik zugezogen hat | |||||||
| noch so tief, daß er ehestens zu seiner Satisfaktion in einer öffentlichen | |||||||
| Schrifft zu erweisen vorgibt, daß Ihre ganze Philosophie nichts | |||||||
| sei als eine verfeinerte scholastische! | |||||||
| Ich empfehle mich Ihrer ferneren Gewogenheit u. bitte Sie mich | |||||||
| mit Ihren Aufträgen zu beehren, damit ich doch einiger maßen Gelegenheit | |||||||
| habe Ihnen meine Ehrfurcht zu erkennen zu geben. Ich | |||||||
| höre, daß Ihre Kritik hier gedruckt wird. Wenn Sie glauben, da | |||||||
| durch meine Revision den Druckfehlern etwas mehr vorgebeugt werden | |||||||
| könnte: so will ich diese recht gern übernehmen. | |||||||
| Ich bin mit der innigsten u. reinsten Hochachtung der | |||||||
| Ihrige | |||||||
| Iakob. | |||||||
| [ abgedruckt in : AA X, Seite 467 ] [ Brief 280 ] [ Brief 282 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] | |||||||