Kant: AA XX, Preisschrift über die ... , Seite 295 |
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Text (Kant):
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| 01 | selbst gemacht, und der des Endzweckes muß a priori durch die Vernunft | ||||||
| 02 | gemacht seyn. | ||||||
| 03 | Dieser gemachten Begriffe, oder vielmehr, in theoretischer Rücksicht, | ||||||
| 04 | transscendenten Ideen sind, wenn man sie nach analytischer Methode | ||||||
| 05 | aufstellt, drey, das Übersinnliche nämlich, in uns, über uns, und nach uns: | ||||||
| 06 | 1) Die Freyheit, von welcher der Anfang muß gemacht werden, | ||||||
| 07 | weil wir von diesem Übersinnlichen der Weltwesen allein die Gesetze, | ||||||
| 08 | unter dem Namen der moralischen, a priori, mithin dogmatisch, | ||||||
| 09 | aber nur in praktischer Absicht, nach welcher der Endzweck | ||||||
| 10 | allein möglich ist, erkennen, nach denen also die Autonomie | ||||||
| 11 | der reinen praktischen Vernunft zugleich als Autokratie, d.i. | ||||||
| 12 | als Vermögen angenommen wird, diesen, was die formale Bedingung | ||||||
| 13 | desselben, die Sittlichkeit, betrifft, unter allen Hindernissen, | ||||||
| 14 | welche die Einflüsse der Natur auf uns, als Sinnenwesen, | ||||||
| 15 | verüben mögen, doch als zugleich intelligible Wesen, noch hier | ||||||
| 16 | im Erdenleben zu erreichen, d.i. der Glaube an die Tugend, | ||||||
| 17 | als das Princip in uns, zum höchsten Gut zu gelangen. | ||||||
| 18 | 2) Gott, das allgnügsame Princip des höchsten Gutes er uns, | ||||||
| 19 | was, als moralischer Welturheber, unser Unvermögen auch in | ||||||
| 20 | Ansehung der materialen Bedingung dieses Endzweckes einer der | ||||||
| 21 | Sittlichkeit angemessenen Glückseligkeit in der Welt ergänzet. | ||||||
| 22 | 3) Unsterblichkeit, d.i. die Fortdauer unsrer Existenz nach uns, | ||||||
| 23 | als Erdensöhne, mit denen ins Unendliche fortgehenden moralischen | ||||||
| 24 | und physischen Folgen, die dem moralischen Verhalten derselben | ||||||
| 25 | angemessen sind. | ||||||
| 26 | Eben diese Momente der praktisch-dogmatischen Erkenntniß des | ||||||
| 27 | Übersinnlichen, nach synthetischer Methode aufgestellt, fangen von dem | ||||||
| 28 | unbeschränkten Inhaber des höchsten ursprünglichen Gutes an, schreiten | ||||||
| 29 | zu dem (durch Freyheit) Abgeleiteten in der Sinnenwelt fort, und endigen | ||||||
| 30 | mit den Folgen dieses objectiven Endzweckes der Menschen in einer | ||||||
| 31 | künftigen intelligibeln, stehen also in der Ordnung: Gott, Freyheit | ||||||
| 32 | Unsterblichkeit systematisch verbunden da. | ||||||
| 33 | Was das Anliegen der menschlichen Vernunft in Bestimmung | ||||||
| 34 | dieser Begriffe zu einem wirklichen Erkenntniß betrifft: so bedarf es | ||||||
| 35 | keines Beweises, und die Metaphysik, die gerade darum, nämlich nur | ||||||
| 36 | um jenem zu gnügen, eine nothwendige Nachforschung geworden ist, | ||||||
| 37 | bedarf wegen ihrer unablässigen Bearbeitung zu diesem Zwecke keiner | ||||||
| 38 | Rechtfertigung. — Aber hat sie in Ansehung jenes Übersinnlichen, dessen | ||||||
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