Kant: AA XIX, Erläuterungen zu G. Achenwalls Iuris ... , Seite 607 |
|||||||
Zeile:
|
Text:
|
|
|
||||
| 01 | aller Äm einträglichen Ämter in der Armee, Flotte, Civilgerichten, | ||||||
| 02 | in der Kirche, ohne der Sinecurestellen nicht zu gedenken. Nun hat ein | ||||||
| 03 | jeder dieser Volksrepräsentanten, (g wenn er gleich für seine Person uneigennnützig | ||||||
| 04 | wäre, doch ) seine Anverwandten, gute Freunde, die sich zu einer | ||||||
| 05 | oder anderen dieser Posten und Ämter empfehlen. Der Minister aber, | ||||||
| 06 | (g der es bedarf, der Stimmenmehrheit versichert zu seyn ), schlägt nicht | ||||||
| 07 | dem, den jener ihm empfiehlt, nicht leicht etwas ab, und die Meisten sind es | ||||||
| 08 | unter Menschen sind es doch immer die Meisten, bey welchen solche Einflüsse | ||||||
| 09 | über die Redlichkeit in Vor Vorstellung des gemeinen Besten die | ||||||
| 10 | Oberhand haben. Also ist, es ohne jene Männer eben darum für bösartig | ||||||
| 11 | und niederträchtig anzunehmen, doch gar w das Phänomen einer nie | ||||||
| 12 | ausbl mangelnden Mehrheit der Stimmen auf Seiten des Ministers gar | ||||||
| 13 | wohl zu erklären, folglich auch den Beweis zu führen, daß die Constitution | ||||||
| 14 | von Grosbrittanien nicht die eines freyen Volks (g (als welches hiebey | ||||||
| 15 | kein veto hat) ) sondern eine politische Maschine sey, den absoluten Willen | ||||||
| 16 | des Monarchen auszuführen. -- Daß die Gesetze jeden Bürger in diesem | ||||||
| 17 | Lande dawieder schützen, daß der Hof nicht einzelne Personen nach seinen | ||||||
| 18 | Launen das Ihrige nehme, sie in Gefängnisse werfe (g (die habeas corpus | ||||||
| 19 | Actu) ) oder sonst willkührlich behandle, sondern den Gerichten ohne Lenkung | ||||||
| 20 | der obersten Gewalt es überlassen müsse, ist etwas, womit Englander als | ||||||
| 21 | einem Kleinod ihrer Verfassung grosthun, was aber auch in Absolutmonarchischen | ||||||
| 22 | Staaten doch nur so selten geschieht (wie etwa in der Müller-arnoldschen | ||||||
| 23 | Geschichte) und öffentlich vom Volke getadelt wird, daß es wie | ||||||
| 24 | ein Hagelschlag oder eine Wasserhose dem schönen Wetter nichts benimmt. | ||||||
| 25 | S. III: | ||||||
| 26 | Wenn nun alle (g absolute ) Staatsverfassungen durch das Kriegsübel, | ||||||
| 27 | wodurch sie eine jede die anderen mit der Auflösung bedroht, eine | ||||||
| 28 | natürliche Tendenz zum Republicanism haben (so daß, wenn sie auch nicht | ||||||
| 29 | diese Form derselben Form annehmen, doch die Regierung nach dem Geiste | ||||||
| 30 | derselben sich genöthigt sieht), wenn es unter dem mannigfaltigen Staatswechsel | ||||||
| 31 | nicht ausbleiben kann, daß nicht (g irgend ) einmal es einem mächtigen | ||||||
| 32 | Volke (g nicht blos ) im Schwindel seiner (g egoistischer ) Freyheitsansprüche | ||||||
| 33 | gelinge, welche ihrer Natur sondern in der unvermeidlichen Begeisterung | ||||||
| 34 | durch Ideen des (g gemeingültigen ) Menschenrechts (die doch | ||||||
| 35 | bey zunehmender Kultur nicht ausbleiben können) nach Principien auf | ||||||
| [ Seite 606 ] [ Seite 608 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
|||||||