Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 129 |
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| 6668. κ--λ? (η?) Pr 27. |
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| 02 | Alle obligation ist zwiefach: Wir sind entweder iemandem oder von | ||||||
| 03 | iemandem obligirt. In letzterem falle entweder iuridice oder Ethice. | ||||||
6669. κ--λ? (η?) Pr 27. Zu den beiden letzten Sätzen von § 56: |
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| 05 | es ist ein Unterschied zwischen: Unrecht thun und: ein Unrecht thun; in | ||||||
| 06 | ansehung des ersteren kan niemand gezwungen werden zu thun, was recht ist. | ||||||
| 07 | Zweytens: es ist ein Unterschied zwischen der schuldigkeit nach strengem | ||||||
| 08 | Rechte und der Billigkeit; zu der letzteren kan niemand gezwungen werden. | ||||||
6670. κ--λ? (μ?) (η?) Pr 26. |
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| 10 | Die ethische Regel lautet so: thue das, was dir dounket einem andern | ||||||
| 11 | gut zu seyn; die des Rechts lautet so: thue daos, was mit der allgemeinen | ||||||
| 12 | Regel der Handlungen zusammenstimmt, in so fern ieder thut, was ihm | ||||||
| 13 | selbst gut dünkt. | ||||||
6671. κ--λ? (μ?) (η?) Pr 26. |
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| 15 | Es ist merkwürdig, daß die Menschen sich mehr erhitzen mit der | ||||||
| 16 | ethischen schönheit der Handlungen als mit der der Schuldigkeit. Welches | ||||||
| 17 | entweder daher komt, weil sie die letzten als nothwendig vorausetzen oder | ||||||
| 18 | weil die Menschen kei bald befinden, daß es unmöglich vor sie sey, die | ||||||
| 19 | Regeln des Rechts in ihrem Gantzen Umfange zu befolgen. | ||||||
6672. κ--λ? (η?) Pr 27. |
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| 21 | Was nach der Regel des all reinen Willens allgemein genomen | ||||||
| 22 | moglich ist, ist recht; was nach der Regel der Neigung allgemein genomen | ||||||
| 23 | möglich ist bricht ab. (s Die Regel der privat Neigung ist eigenützig und | ||||||
| 24 | nicht moralisch. ) | ||||||
| 25 | Die Allgemein Gültige Regel der Neigungen ist eine Regel der Glükseeligkeit; | ||||||
| 26 | denn daß allgemeine aller neigungen ist Annehmlichkeit und | ||||||
| 27 | deren abstractum Gloukseeligkeit. Wer Unrecht thut, verdient aller Menschen | ||||||
| 28 | feindschaft; wer ungütig ist, kan so glükseelig seyn, als er sich selbst machen | ||||||
| 29 | kan, aber ist keines Menschen Liebe fähig würdig. | ||||||
| 30 | Wenn alle Menschen und Regierungen nach regeln des Rechts geschähen, | ||||||
| 31 | so würden die Pflichten der Gütigkeit unnothig seyn. | ||||||
| 32 | Die Urtheile über Recht und Schuldigkeit betrachten die Regeln der | ||||||
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