Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 544 |
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| 01 | Nothwendigkeit der Satze ist absolut, nur wenn sie analytisch ist; aber der | |||||||||
| 02 | Dinge absolute nothwendigkeit ist ein synthetischer Satz.* | |||||||||
| 03 | Die Deduction dieses Begrifs giebt: daß er eine nothwendige Hypothese | |||||||||
| 04 | ist. | |||||||||
| 05 | *(g man kann keinen Fall davon anführen, alles ist logische Nothwendigkeit. | |||||||||
| 06 | Das Gegentheil von keinem Dinge wiederspricht sich. ) | |||||||||
6278. ψ3. Th 20'. |
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| 08 | Nach Mendelssohn erkennt doch Gott die Zufalligkeit aller Dinge | |||||||||
| 09 | ausser ihm selbst auch so gar in Verhaltnis auf seine Natur, also die durchgangige | |||||||||
| 10 | Natur- oder theoretische Nothwendigkeit Zufalligkeit. Allein zugleich | |||||||||
| 11 | die practische Nothwendigkeit derselben durch seinen willen als das | |||||||||
| 12 | Beste, und so ist die Zufalligkeit existirender Dinge ein Beweis des Daseyns | |||||||||
| 13 | einer Verstandigen Ursache, ohne die sie nicht existiren könnten. | |||||||||
| 14 | Seine eigene Nothwendigkeit erkennt er schlechthin (ohne daß wir es begreifen | |||||||||
| 15 | können). Aber da wir von der Art, wie mogliche Dinge anders | |||||||||
| 16 | als durch Natur wirklich werden können, keinen andern Begrif haben als | |||||||||
| 17 | durch einen willen, so legen wir diesen Begrif, der aus der Erfahrung | |||||||||
| 18 | hergenommen und nur subiective Gültigkeit hat, den Dingen an sich selbst | |||||||||
| 19 | zum Grunde. Substituiren wir dem Begriffe der Zufelligkeit den Begrif, | |||||||||
| 20 | daß wir das Gegentheil, nicht das bedingte, sondern das unbedingte denken | |||||||||
| 21 | können, so schließt das Argument so: was wir nicht anders als so denken | |||||||||
| 22 | können, nicht etwa um des wiederspruchs willen, sondern weil uns sonst | |||||||||
| 23 | keine Regel des denkens Gegeben ist, das ist so nothwendig, so sehen wir, | |||||||||
| 24 | daß alles blos subiective Voraussetzungen sind. | |||||||||
| 25 | Im cosmologischen argumento (a contingentia mundi*) hätte man | |||||||||
| 26 | nicht aus den Veränderungen, sondern aus den Einschrankungen der Dinge | |||||||||
| 27 | der Welt auf die Zufalligkeit derselben schließen müssen; aber denn hätte | |||||||||
| 28 | man das, was zu beweisen war, namlich daß ens realissimum allein nothwendig | |||||||||
| 29 | existire, beweis voraus setzen müssen. | |||||||||
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